Exerzitien mit P. Pius

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Fürchtet euch nicht!

(12. Sonntag im Lesejahr A; Mt 10, 26 - 33)

 

EVANGELIUM                                                                                                   

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten

 

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln:

26Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.

27Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern.

28Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann.

29Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.

30Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.

31Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.

32Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.

33Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

 

 

 

"Muss man euch alles dreimal sagen?“

Wie oft hat meine Mutter das zu uns Kindern gesagt!

Wir waren fünf Geschwister. Und keineswegs immer folgsam und brav.

„Muss man denn alles dreimal sagen?“ Der Satz klingt mir noch in den Ohren.

 

Auch im heutigen Evangelium haben wir einen Satz dreimal gehört: „Fürchtet euch nicht!“

Jesus sagte das damals seinen Jüngern, aber er sagt es auch uns heute: „Fürchtet euch nicht!“

Man kann auch übersetzen: „Ängstigt euch nicht!“ Oder: „Habt keine Angst!“

 

Liebe Schwestern und Brüder! Wem tut ein solcher Satz nicht gut?

„Fürchte dich nicht! – Hab keine Angst!“

Ein solcher Zuspruch kann wie Balsam sein für eine verängstigte und furchtsame Seele.

 

„Fürchte dich nicht!“ sagt der Engel zur erschrockenen Maria.

„Fürchtet euch nicht!“ lautet die Engelsbotschaft an die Hirten.

 

„Fürchtet euch nicht!“

Liebe Mitchristen! Die ganze Bibel ist durchzogen von dieser Aufforderung und Ermutigung.

Den Jüngern auf dem vom Sturm gepeitschten See ruft Jesus es zu: „Habt Vertrauen! Ich bin es. Fürchtet euch nicht!“

Und die Osterbotschaft lautet: „ER ist auferstanden. Fürchtet euch nicht!“

 

Doch gibt es nicht vielerlei Gründe, sich zu fürchten?

Wie viel Schlimmes und Schreckliches geschieht in der Welt!

Und wie viel Unsicherheit und Angstmachendes, wie viel Leidvolles und Schicksalhaftes gibt es auch im eigenen Leben!

 

Angesichts der Fülle von Dunkelheiten und Gefahren, von Unglück und Leid, klingt da das „Fürchtet euch nicht“ wie das Pfeifen im Walde oder sogar wie Hohn?

 

Außerdem ist es nicht ganz normal, sich zu fürchten?

Gehören Ängste und Sorgen nicht zu unserem Leben?

 

Allerdings, bei einem Blick ins heutige Evangelium und wenn ich den Zusammenhang betrachte, in dem Jesus das „Fürchtet euch nicht“ sagt, dann sehe ich da alles andere als ein Idyll oder eine heile Welt.

Da ist von Verfolgung und Tod die Rede. Das Wort „Hölle“ taucht auf. Ganz realistisch hören wir vor allem auch, was in der frühchristlichen Gemeinde, die Matthäus vor Augen hat, Sache war.

Christsein war kein Honigschlecken.

Es bedeutete diffamiert, schikaniert, diskriminiert zu werden.

Das Bekenntnis zu Christus bedeutete unter Umständen Bedrohung, Anfeindung, Ablehnung, auch Verfolgung und Folter. Ja es konnte das Leben kosten! Wie es auch heute noch viele Christen in verschiedenen Ländern ganz dramatisch und tragisch erleben und erleiden.

Das Christentum ist die am meisten verfolgte Religion weltweit.

Nur unsere Medien vergessen das weitgehend und der Westen schweigt.

 

Doch, liebe Schwestern und Brüder, wie steht es um meinen und unseren Bekennermut, um meine und unsere Glaubenskraft hier in Deutschland, in Mitteleuropa? – Gibt es da eine Leidenschaft für Gott? – Wie sieht es aus mit meinem und unserem Zeugnis für Jesus Christus?

Und damit verbunden ist ja auch die Lebenshaltung und Lebensgestaltung.

Müsste sie nicht oft entgegengesetzt zu dem sein, was uns die moderne Welt als wichtig und erstrebenswert einredet?

Die Botschaft Christi widerspricht oft dem herrschenden Trend zum Konformismus.

Sie finden längst nicht immer Beifall. Im Gegenteil!

 

Heute heißt es oft „Religion ist Privatsache“. Jesus denkt da ganz anders. Er will, dass wir uns outen, dass wir für unseren Glauben einstehen. Er ermutigt zu furchtlosem und freimütigem Bekenntnis. „Steigt auf die Dächer“, sagt Jesus (vgl. Vers 27).

 

Allerdings, sich freimütig zu Christus bekennen, das kostet auch bei uns Mut, selbst wenn wir nicht Leib und Leben riskieren.

Wir brauchen keine Angst vor Verfolgung, Kerkerhaft und Folter zu haben. Die freie Religionsausübung ist uns garantiert.

Wie schnell aber wird man belächelt, verspottet oder gilt als rückständig und von gestern. – Wer sich öffentlich, in Wort und Tat, zum christlichen Glauben bekennt, muss darauf gefasst sein, anzuecken, Kopfschütteln zu erregen, auf Widerstand zu stoßen oder beißenden Spott zu ernten.

 

„Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“ sagt Jesus den Seinen. Denkt daran: „Je mutiger ihr euch zu mir vor den Menschen bekennt, desto mehr werde ich mich vor meinem Vater zu euch bekennen“ (Vers 32).

Christsein mit Profil ist angesagt, offensives Christsein, missionarisches Christsein, ohne Feigheit und Menschenfurcht!

 

Liebe Mitchristen! Es gibt in der Botschaft Jesu nichts, das wir verstecken müssten, nichts, dessen wir uns schämen müssten.

Im Gegenteil! – Als Christen haben wir der Welt etwas zu geben, was ihr sonst niemand geben kann.

 

„Fürchtet euch nicht!“

Dreimal – wie ein Kehrvers – kommt es aus dem Mund Jesu. – Vielleicht muss man es uns dreimal sagen, bis wir es wirklich (so dass es wirkt) glauben können.

„Fürchtet euch nicht! Habt keine Angst!“

Ihr seid und bleibt in Gottes Hand, was immer auch geschieht!

Ihr seid unendlich kostbar vor Gott, kostbarer als jeder kleine Vogel, um den Gott weiß. Um wie viel mehr kennt er euch und sorgt sich um euch und liebt euch! Sogar alle Haare auf eurem Kopf sind gezählt! Ein Bild der unendlichen Fürsorge.

 

Jemand hat einmal gesagt: „Jeder Mensch, auch der geringste, ist so in Gottes Hand als wäre er Gottes einzige Sorge.“

Ja, wir sind in Gottes Hand, egal was geschieht.

 

Wenn wir das glauben könnten! Menschenskind, was könnte da von uns abfallen an Angst und Sorge, an Menschenfurcht und Resignation, an Missmut und Traurigkeit. Und was könnte wachsen an Vertrauen und Zuversicht, an Mut und Hoffnung!

 

„Fürchte dich nicht – hab keine Angst!“

Ganz ehrlich, ich hör das immer wieder gern, sogar mehr als dreimal. Es tröstet und ermutigt, es stärkt und befreit.

„Der Herr ist mein Licht und mein Heil“ betet der Psalmist (Ps 27), „vor wem sollte ich mich fürchten? – Der Herr ist die Kraft meines Lebens, vor wem sollte mir bangen?" Und am Schluss: „Hoffe auf den Herrn und sei stark, hab festen Mut und hoffe auf den Herrn.“

Bei all dem, liebe Mitchristen, geht es um Glauben und Vertrauen, um Sich Festmachen in Gott.

 

Vertrauen wir (nach einem Text von J. Dirnbeck) dem Licht mehr als der Finsternis! Dem Ewigen mehr als dem Vergänglichen! Vertrauen wir dem Mächtigsten mehr als den Mächten dieser Welt und Zeit!

 

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