geistliche Impulse

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Predigt

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Geburt und Beschneidung Johannes des Täufers

(Samstag in der 3. Adventswoche - Lesejahr B; Lk 1, 57 - 66)

 

EVANGELIUM                                                                                                    Lk 1, 57-66

Die Geburt Johannes‘ des Täufers

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

57Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt.

58Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.

59Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.

60Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen.

61Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt.

62Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle.

63Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes.

64Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott.

65Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa.

66Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.

 

Wer enttäuscht ist und keine Hoffnung hat, steckt – bildlich gesprochen – den Kopf in den Sand. Er oder sie hat keine Erwartungen mehr, keine Zukunftsperspektiven. Er oder sie rechnen nicht damit, dass sich noch irgendwo, irgendwann etwas zum Guten hin verändern könnte. Sie haben die Hoffnung aufgegeben, dass sich die Situation doch noch zum Positiven, zum Glück hin wenden und Hoffnung aufblühen könnte.

 

So wird es wohl auch bei dem kinderlos gebliebenen Ehepaar Zacharias und Elisabeth gewesen sein. Sie hatten sich in ihr Schicksal gefügt und sich, so schwer es auch war. mit ihrer Kinderlosigkeit abgefunden. Zumal beide mittlerweile betagt waren. Und Elisabeth zudem als unfruchtbar galt.

 

Kinderlosigkeit war zur damaligen Zeit etwas vom Schlimmsten, was einem passieren konnte. Das war ein ganz großes Unglück. Ja, es war eine Schande. Man hatte kein Ansehen mehr, man galt nichts mehr. Und man selbst fühlte sich wertlos und verachtet.

 

Doch eines Tages wird das eigentlich Unmögliche, das ganz und gar Wunderbare dem Zacharias durch den Engel Gabriel angekündigt: die Geburt eines Sohnes Aber er schenkt der Botschaft keinen Glauben. Er zweifelt. Er fordert ein Zeichen.

Er will sozusagen einen Beweis. Das Zeichen wird ihm gewährt.

Er verstummt. Es verschlägt ihm die Sprache. Und er bleibt stumm bis sich die Botschaft des Engels erfüllt, bis das Kind geboren ist.

 

Nachbarinnen und Nachbarn, Freunde und Freundinnen, freuen sich mit den Eltern Zacharias und Elisabeth über das Neugeborene. Sie sehen in der Geburt des Kindes ein Zeichen der Hoffnung und der Zukunft. Vor allem ist es für sie ein Zeichen der Barmherzigkeit Gottes. Unfassliches ist geschehen: Gott hat Wunderbares getan. Sie erkennen: Gott hat sich erbarmt. Er hat sich gnädig gezeigt.

 

Etwas anderes Überraschendes geschieht allerdings acht Tage später bei der Beschneidung des Kindes. Da wollen die Verwandten und Bekannten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.

Aber Elisabeth widerspricht. Sie will, dass es Johannes heißt.

Alle wundern sich, weil kein Mensch in ihrer Verwandtschaft so heißt. – Da fragen sie – unabhängig davon – Zacharias, wie das Kind heißen soll. Und er schreibt zum Erstaunen aller auf ein Täfelchen: „Sein Name ist Johannes.“ – Im gleichen Augenblick kann er wieder sprechen. Und er lobt und preist Gott.

 

Der Lobgesang des Zacharias hat Eingang gefunden ist das Stundengebet der Kirche. Beim Morgenlob bildet das Benedictus den Höhepunkt, ähnlich dem Magnificat der Gottesmutter im Abendlob.

 

Der Name Johannes, zu Deutsch „Gott ist gnädig“, den Elisabeth und Zacharias dem Kind geben, spiegelt einerseits die Erfahrung der beiden wieder: Gott hat ihnen geholfen, er hat sich ihrer erbarmt, er hat sich an ihnen gnädig erwiesen. Er hat sie von der Schande der Kinderlosigkeit befreit. Andererseits ist der Name Johannes auch Programm. Der Name deutet die besondere Berufung des Kindes an, wenn Johannes erwachsen sein wird, wenn er in der Wüste auftritt und am Jordan tauft.

 

Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer!

Wir finden Johannes den Täufer und seinen Vater Zacharias in unserer Kirche dargestellt. – Zacharias steht links an der Kirchenwand neben der Kanzel und ihm gegenüber, an der rechten Wandseite, sehen wir Johannes, den Täufer.

 

Dieser ist dargestellt mit einem Lamm auf seinem Arm. Er wird dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten. Er wird Zeugnis ablegen für den kommenden Messias. Er wird hin weisen auf das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.

So gesehen ist der Name Johannes in der Tat programmatisch: „Gott erbarmt sich“ bzw. „Gott ist gnädig“.

 

Am Schluss des heutigen Evangeliums wird noch die Wirkung all dieser Ereignisse auf die Anwesenden und alle die davon erfahren, hervorgehoben. Im ganzen Bergland von Judäa spricht man davon. Die Verwunderung ist groß. Man weiß nicht recht, was man von diesen überraschenden Geschehnissen halten soll. Gott stellt menschliche Vorstellungen auf den Kopf. Er lässt Ungeheuerliches geschehen. Die Leute können nur staunen und sich wundern über das Wunderbare, das Gott getan hat. Und immer wieder tut.

 

Denn für uns, liebe Schwestern und Brüder, haben die Verkündigung der Geburt Johannes des Täufers und die Ereignisse bei der Namensgebung – kurz vor Weihnachten – eine Art Hinweischarakter. Sie sind gleichsam Präludium.

 

Sie lassen in uns jene andere biblische Geschichte anklingen, die wir morgen Abend bzw. übermorgen an Weihnachten feiern, ebenfalls die Geschichte einer wunderbaren gottgewirkten Schwangerschaft und die Geburt seines Sohnes, Jesus Christus. Dann wird es heißen: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren, Christus, der Herr.“

 

Und es bestätigt sich, was Zacharias in seinem Lied singt:

„Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die Finsternis sitzen und im Schatten des Todes…“

 

„Gott wird ein Kind, träget und hebet die Sünd.“

Da können auch wir nur noch staunen und loben und danken und anbeten. „Christ, der Retter ist da“.