Exerzitien mit P. Pius

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Zieh weg, brich auf – mit Gottes Segen!

(2. Fastensonntag im Lesejahr A; Gen 12, 1 - 4a)

ERSTE LESUNG

Der Herr beruft Abraham, den Vater des Gottesvolkes

 

Lesung aus dem Buch Genesis

In jenen Tagen

1sprach der Herr zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde.

2Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.

3Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.

4aDa zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte.

 

 

Heute, liebe Schwestern und Brüder, möchte ich in der Predigt einmal nicht auf das Evangelium eingehen, wie es gewöhnlich geschieht, sondern auf die erste Lesung. Erinnern Sie sich noch? In der Bibel ist die Stelle überschrieben mit „Abrahams Berufung“.

Ein bekannter Text. Was kann und will er uns sagen?

 

Mir sind beim Lesen und Betrachten zwei Dinge aufgefallen:

Das erste ist die große Herausforderung oder sogar Zumutung, die in Gottes Ruf an Abraham liegt. „Zieh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus!“

 

Abraham soll wegziehen, ausziehen. Er soll das Bisherige, das Gewohnte, das Vertraute verlassen, seiner Heimat Ade sagen und aufbrechen, losziehen in ein Land, das er nicht kennt, einer ungewissen Zukunft entgegen. Unglaubliches wird da von Abraham gefordert!

Wie mag Abraham sich da gefühlt haben? Was mutet Gott ihm zu? Warum kann er nicht zu Hause in seiner gewohnten Umgebung bleiben, wo er sich auskennt und eingerichtet hat? Und in seinem Sippenverband, der ihm Sicherheit gibt, ihm Schutz und Hilfe bietet?

 

Außerdem, im nächsten Satz nach unserem Lesungsabschnitt wird gesagt, dass Abraham 75 Jahre alt war.

Udo Jürgens hat zwar einmal gesungen „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an…“, aber mit 66 und erst recht mit 75 ist man kein „junger Hüpfer“ mehr und auch nicht mehr „im besten Alter“. Da reißt man keine Bäume mehr aus. Mann tritt eher kürzer und macht weniger.

 

Ist es, so gesehen, nicht sehr merkwürdig, liebe Schwestern und Brüder, dass Abraham auf Gott hört? Dass er gehorcht, und zwar ohne Bedenken, ohne Widerrede, ohne „Wenn“ und Aber“. Da ist kein Aufbegehren und kein Hinauszögern. Es heißt einfach nur: „Und Abraham zog fort.“

 

Ist das nicht verrückt? Abraham wagt den Aufbruch, den Auszug.

Warum? Weil da nicht irgendwer sagt: „Zieh weg, brich auf!“ Weil Gott es sagt, weil Gott es will. Abraham horcht und gehorcht, ja noch mehr: er glaubt und vertraut.

Das hebräische Wort für „glauben“ heißt eigentlich „sich stützen auf“, „sich festmachen in“. Sehen Sie: alle Unsicherheit überwindet Abraham, weil er weiß, auf Gott kann ich mich stützen, auf ihn kann ich mich verlassen. Gott führt und leitet.

 

Seither, liebe Schwestern und Brüder, gilt Abraham als das Ur-bild des Glaubens und auch als Stammvater der drei großen monotheistischen Religionen, die deshalb auch „abrahamitische Religionen“ genannt werden.

 

Abraham glaubte Gott. Er tut, was Gott ihm sagt. Allerdings ist dieses Vertrauen auf Gott keine Garantie vor Krisen und Gefahren. Das bewahrt ihn nicht vor Schwierigkeiten. Im Gegenteil: Abraham bleibt nichts erspart. Er gerät in Angst und Not, er erlebt Anfechtungen und Zerreißproben, er kennt Umwege und Irrwege, er macht schlimme Fehler und lädt Schuld auf sich. Aber Abraham erfährt immer wieder auch, dass Gott da ist, dass er mitgeht, dass Gott treu ist. In ihm macht er sich in allen Höhen und Tiefen immer wieder fest und glaubt und vertraut, in Licht und Dunkelheit, in guten und in bösen Tagen.

 

Liebe Mitchristen!

Ist der Glaube Abrahams auch unser Glaube? Glaube ich, dass Gott mich liebt und führt?

Wir müssen nicht nach Kanaan ziehen oder heutzutage nach Kanada oder Australien auswandern. Wir müssen nicht unbedingt einen Wohnungswechsel vornehmen oder eine Ortsveränderung, obwohl das auch mal dran sein und gut sein kann und für manche auch unausweichlich ansteht, ob sie wollen oder nicht.

 

Die Frage ist: Wo gilt es für mich vielleicht im übertragenen Sinn „auszuziehen“, loszulassen, aufzubrechen? Wo sitze ich fest, habe mich behaglich eingerichtet, bin nicht mehr beweglich und offen für Neues. Wo habe ich meine Meinung und lasse nichts anderes gelten? Vielleicht auch jetzt in der Fastenzeit, ausziehen aus verkehrten Gewohnheiten, aus falschen Abhängigkeiten, die selbstherrlichen Wege verlassen und lernen, Gottes Wege zu gehen. die eigenmächtigen Gedanken aufgeben und lernen, Gottes Gedanken zu denken, die ichbezogenen Ziele loslassen und lernen, die Absichten Gottes zu verfolgen. Seinem Willen Vorfahrt geben! Nicht „weiter so!“, sondern umsinnen, umdenken, umkehren, aufbrechen aus alten Gleisen, Neuland betreten, es voll Vertrauen wagen andere, neue Wege gehen

 

Abraham zieht fort. Wohin er gehen soll, sagt Gott ihm nicht.

Aber bei allem, was er mitnimmt (seine Frau Sara, seinen Neffen Lot, sonstiges Hab und Gut), etwas ganz wichtiges hat er noch ihm Gepäck, nämlich eine Verheißung Gottes, eine ganz großartige Zusage. Und für die lohnt es sich aufzubrechen und loszugehen: „Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein… Gesegnet sei, wer dich segnet… Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.“

Fünf Mal kommt das Wort „segnen“ in diesen zwei Versen vor.

 

Und das ist das zweite, was mir bei dieser Lesung aufgefallen ist, liebe Schwestern und Brüder: Abraham geht zwar in eine ungewisse Zukunft, er tut es auf Gottes Wort hin, aber mit einer Verheißung, mit der Zusage, gesegnet zu sein und selbst für andere ein Segen zu werden, und nicht nur für wenige, sondern viele, für alle Völker der Erde.

 

Der Berufung Abrahams unmittelbar voraus geht der Turmbau von Babel. Die Menschheitsgeschichte schien sich aufzulösen und unterzugehen in Chaos und Verwirrung. Aber mit Abraham beginnt von Gott etwas ganz Neues. Gott denkt Gedanken der Rettung und des Heiles. Mit Abraham nimmt die Heilsgeschichte ihren Anfang.

 

„Ein Segen sollst du sein!“ – Liebe Schwestern und Brüder!

Das sagt Gott nicht nur zu Abraham. Das sagt Gott auch zu uns: „Sei behütet! Sei gesegnet! Und sei ein Segen!“

 

Segnen, lateinisch „bene-dicere“, heißt wörtlich übersetzt: „Gutes sagen“, „Gutes wünschen“: Schutz und Hilfe, Kraft und Beistand,

Trost und Zuversicht.

 

Die Kirche kennt zig, ja hunderte Segensfeiern: den Reisesegen, den Krankensegen, die Kindersegnung, den Blasiussegen, den Primizsegen, die Gräbersegnung, die Fahrzeug- und Wohnungssegnung und vieles mehr. Das Bedediktionale ist voll von Segensformen. Zum Geburtstag wünschen wir einander „viel Glück und viel Segen“ und zum Neuen Jahr ebenso.

 

Am Schluss von jedem Gottesdienst erhalten wir den Segen.

Aber auch Sie alle können und dürfen segnen. Vielleicht tun wir es viel zu wenig: Eltern ihre Kinder, Großeltern ihre Enkel, Partner sich gegenseitig und wir uns selbst, wenn wir fortgehen und wiederkommen, vor großen Aufgaben und Herausforderungen. Mit Weihwasser und einem Kreuzchen auf der Stirn.

Lernen und erfahren das eigentlich unsere Kinder heute noch?

 

Bei persönlicher Post, sei es Brief, Email, oder WhatsApp, schicke ich dem Empfänger gerne Segensgrüße am Ende des Schreibens und mache viele gute Erfahrungen damit. Ich finde: Segnen ist was Schönes. Und Segen tut gut.

Ja, es stimmt: „An Gottes Segen ist alles gelegen!“

 

Menschenskind, was hat Abraham für einen Schatz, wenn er den Segen Gottes im Gepäck trägt! – Und was haben wir für einen Schatz, wenn wir segnen und Segen empfangen und selbst ein Segen sind?

 

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