geistliche Impulse

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Predigt

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

In Drangsal Hoffnung

(33. Sonntag - Lesejahr C; Lk 21, 5 - 19)

 

Evangelium

Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen

 

+Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

 

In jener Zeit

5als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schön bearbeiteten Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus:

6Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleibt, der nicht niedergerissen wird.

7Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen und was ist das Zeichen, dass dies geschehen soll?

8Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach!

9Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort.

10Dann sagte er zu ihnen: Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben.

11Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.

12Aber bevor das alles geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen. Man wird euch den Synagogen und den Gefängnissen ausliefern, vor Könige und Statthalter bringen um meines Namens willen.

13Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können.

14Nehmt euch also zu Herzen, nicht schon im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen;

15denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können.

16Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern und manche von euch wird man töten.

17Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.

18Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.

19Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.

 

 

Wir nähern uns dem Ende des Kirchenjahres. Der nächste Sonntag ist bereits der letzte. Dann beginnt schon der Advent.

 

Das Evangelium heute – am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres – konfrontiert uns mit Aussagen Jesu zum Ende der Welt und zum Ende der Zeit. Diese Aussagen sind allerdings alles andere als lustig und beileibe keine leicht verdauliche Kost. Im Gegenteil: Diese Aussagen sind sehr drastisch und klingen schaurig und gewaltig. Sie lassen uns beim ersten Hören ratlos zurück oder erschrecken uns sogar.

 

Da ist von der Zerstörung des Tempels mit all seiner Pracht die Rede. Kein Stein, so sagt Jesus zu seinen Zuhörern, wird auf dem anderen bleiben. Alles werde niedergerissen. Und auch sonst in Gesellschaft und Welt: Unruhen, Kriege, Erdbeben, Seuchen, Hungersnöte. Und noch andere schlimme Katastrophen, die sich ereignen werden.

Und schließlich auch die Verfolgung der Gott-Gläubigen. Um des Namens Jesu willen wird ihnen Gewalt angetan. Verrat aus der eigenen Familie und dem Freundeskreis.

 

Angesichts der Unheilssituationen und Schreckensszenarien, von denen die Welt voll ist, kann sich Angst breit machen. Und Fragen können aufkommen: Wo wird das alles noch hinführen? Wie wird das alles enden? Sind wir dem Untergang und dem Verderben geweiht? Oder gibt es noch Rettung? Und woher kommt sie?

 

Liebe Mitchristen!

Wir sehen und erfahren jeden Tag, dass es mit der Welt, mit unserer Erde in vielen Bereichen nicht zum Besten bestellt ist.

Kriege, Terror, Klimawandel, Naturkatastrophen, Hunger und Ungerechtigkeit sind nach wie vor die großen und drängenden Themen unserer Zeit. Sind sie aber auch bereits Vorboten vom Ende der Zeit?

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Jesus erteilt im Evangelium heute allen Panikmachern eine deutliche Abfuhr: „Lauft ihnen nicht nach!“ Und: „Lasst euch nicht irreführen“ durch jene, die mit den Schreckensmeldungen Geschäfte treiben und Kapital daraus schlagen. Fallt nicht auf Scharlatane und Sektierer herein, die eure Angst ausnutzen und für ihre Zwecke missbrauchen wollen! Gebt Acht und seid vorsichtig gegenüber den selbsternannten Unheilsaposteln! Lasst euch nicht erschrecken! Geht auch den falschen Propheten und Menschenfänger nicht auf den Leim, die schnelle Lösungen oder gar das Heil versprechen!

 

Das heißt natürlich nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen. Der Terrorismus, die drohende Klimakatastrophe oder auch eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft sind Herausforderungen, die wir annehmen und denen wir uns stellen müssen.

 

Liebe Mitchristen!

So schrecklich die Bilder des heutigen Evangeliums sind, Jesus will uns nicht kopfscheu und bange machen.

Wir sollen die Ereignisse ruhig betrachten und versuchen, ihren Sinn zu begreifen. Auch und gerade im Erleben von Katastrophen geht es letztlich um Leben.

Die schrecklichen Bilder werden nicht deshalb gezeichnet, um uns zu entmutigen, sondern um uns im Vertrauen auf Gott und seine Fürsprache im Glauben zu stärken.

Es geht nicht darum, Zukunftsängste zu schüren, sondern die Gegenwart aus der Kraft des Glaubens zu gestalten. Das bedeutet: Jetzt auf Christus hören! Jetzt seinen Weg mitgehen.

Zuversichtlich sein, dass das gute Werk, das Gott begonnen hat, sich durchsetzen und dass er es vollenden wird.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Die letzte Antwort auf die Frage nach dem Menschen und seiner Zukunft am Ende der Welt ist Jesus Christus selbst.

Er, Jesus, hat sein ganzes Vertrauen auf den Vater gesetzt. In dessen Hände hat er sein Leben gelegt. In aller Anfechtung und in aller Angst vor dem Leiden und dem eigenen Tod ist er diesem Gott, sich selbst und seinem Auftrag treu geblieben. Und Gott hat ihn nicht enttäuscht. Er hat seinen Sohn auch im Tod nicht allein gelassen. Ja, er hat ihm in der Auferstehung das neue und ewige Leben geschenkt. Und genau das ist auch die Zusage an uns. Bei seiner Wiederkunft wird er die Mauern des Todes durchbrechen und den Weg öffnen für einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo es keine Trauer, keine Klage und kein Leid mehr geben wird.

 

Gott will nicht Untergang und Verderben. Er will Rettung und Heil.

Gott ist ein Freund des Lebens. Er ist im Tiefsten der Gott, der uns unsäglich liebt.