Exerzitien mit P. Pius

Sie sind hier: Startseite Predigten Jahreskreis C Pharisäer und Zöllner

Startseite
Jahresprogramm
Vorschau
Predigten
   Advent
   Weihnachten
   Fastenzeit
   Karwoche
   Ostern
   Pfingsten
   Sonntage im Jahreskreis A
   Sonntage im Jahreskreis B
   Sonntage im Jahreskreis C
   Werktage im Kirchenjahr
   Besondere Anlässe
   Festtage von Heiligen
   Herrenfeste
   Marienpredigten
   Papst und Kirche
Vorträge
Bildmeditationen
Geistliche Impulse
Persönliches
Fotogalerie
Kontakt
Links
 
 
 
 
 

Gespräch zwischen Pharisäer und Zöllner

30. Sonntag - Lesejahr C, Lk 18, 9 - 14

 

Evangelium

Der Zöllner ging gerechtfertigt nach Hause zurück, der Pharisäer nicht

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

In jener Zeit

9erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Gleichnis:

10Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.

11Der Pharisäer stellte sich hin und sprach bei sich dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort.

12Ich faste zweimal in der Woche und gebe den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.

13Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wollte nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!

14Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

 

 

 

„Der Zöllner kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der Pharisäer nicht.“

Was wäre, wenn die beiden sich vor ihrem Weg nach Hause zufällig noch am Tempeleingang getroffen hätten?

Wolfgang Raible, ehemals Krankenhauspfarrer in Stuttgart, hat sich mal in die beiden eingefühlt und die Geschichte weitergedacht.

Demzufolge hätte der Zöllner das Gespräch so beginnen können:

 

Zöllner: „Du hast zwar sehr leise gesprochen, aber – obwohl ich ziemlich weit hinten stand – habe ich dein Gebet doch gehört. Ehrlich gesagt: Ich bin erschrocken über deine selbstgerechten Worte. Warum redest du so?“

Pharisäer: „Warum soll ich nicht so reden? Ich habe doch nichts anderes getan als Gott für mein Leben gedankt!“

Zöllner: „Hast du das wirklich? Bist du nicht um dich selbst gekreist und hast deine eigenen Leistungen gerühmt – ich tue, ich faste, ich spende…? – Mir kam es so vor, als würdest du ein Selbstgespräch führen, dir immer wieder auf die Schulter klopfen und sagen: Was bin ich denn für ein anständiger Mensch!“

Pharisäer: „Darf man sich denn nicht darüber freuen, dass man ein ordentliches Leben führen, dass man Gutes tun kann?“

Zöllner: „Natürlich darfst du zufrieden auf das schauen, was dir gelingt, was du aufgrund deiner Talente oder deiner Lebensumstände alles zuwege bringst. – Aber warum musst du dich mit mir vergleichen? Mich klein machen, um selbst groß zu erscheinen?“

Pharisäer: „Stimmt es denn nicht, dass ihr Zöllner alle kleine oder große Gauner seid, dass ihr die Leute übers Ohr haut und in die eigene Tasche wirtschaftet? – Man wird doch wohl noch sagen dürfen, was gut und was schlecht ist!“

Zöllner: „Klar, mein Berufsstand genießt kein großes Ansehen – und es gibt sicher viele Betrüger in unseren Reihen. – Aber kennst du mich persönlich, um dir ein solches Urteil über mich zu erlauben? Was weißt du denn von meiner Lebensgeschichte, von meinem Schicksal, von meinen Versuchen, mit Gott und den Menschen ins Reine zu kommen?“

 

„Der Zöllner kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der Pharisäer nicht.“

Was wäre, wenn die beiden zu Hause noch einmal in Ruhe über ihr Gespräch am Tempeleingang nachdenken würden? Wenn sie ehrlich ihr Leben anschauen würden? Dem Pharisäer könnten folgende Gedanken durch den Kopf gehen:

Pharisäer: „Eigentlich hatte der Zöllner ja recht. Ich habe bei meinem Gebet im Grunde genommen nur mir selbst gedankt und auf meine Leistungen hingewiesen. Etwas mehr Bescheidenheit und Demut würde mir sicher nicht schaden. – Dass ich mich mit dem Zöllner verglichen, meine Vorzüge gerühmt und ihn verächtlich gemacht habe – das war auch nicht fair. – Und dagegen, dass ich ihn mit allen Zolleinnehmern in eine Schublade gesteckt habe, wehrt er sich zu Recht. – Gott danken, nicht vergleichen, auf Pauschalurteile verzichten – das wären doch gute Vorsätze…“

 

Aber auch der Zöllner dachte noch einmal an das Gespräch am Tempeleingang zurück und kam zu folgendem Ergebnis:

Zöllner: Ich war ja ganz schön mutig, als ich dem Pharisäer ins Gewissen geredet habe. Allerdings muss ich aufpassen, dass ich nicht in genau dieselben Fehler verfalle, wie er – dass ich nicht überheblich werde, dass ich mich nicht mit ihm vergleiche und mich für besser halte, dass ich nicht alle Pharisäer in einen Topf werfe und sie als selbstgerechte, scheinheilige Heuchler abstemple. Ich hoffe, dass ich mir uns Gott so wie heute immer wieder eingestehen kann: Ich mache Fehler, ich werde schuldig, ich bin ein Mensch, der auf Barmherzigkeit, Vergebung und Wohlwollen angewiesen ist. Ich bin oft nicht so, wie ich sein könnte, aber ich bitte um die Kraft zu einem ehrlichen, aufrechten Leben.“

 

„Der Zöllner kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der Pharisäer nicht.“

Was wäre, wenn bei ihrem nächsten Tempelbesuch beide als gerechte – als dankbare, bescheidene und sensible Menschen wiederkämen?

 

   Druckansicht

 

Seitenanfang