geistliche Impulse

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Predigt

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Ehrlich vor sich selbst, den Menschen vor Gott

Mittwoch, 11. Woche im Jahreskreis; Lesejahr B; Mt 6, 1 - 6; 16 - 18

 

 

EVANGELIUM

Dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergeben

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

1Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten.

2Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.

3Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine Rechte tut.

4Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

5Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.

6Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

16Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.

17Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht,

18damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

 

 

Wir Menschen wollen wer sein, wir wollen gesehen werden,

wir wollen auf andere Eindruck machen, wir wollen gut dastehen.

Wir suchen Anerkennung. Wir wollen gelten. Man soll uns ehren. Man soll uns loben. – Wenn das der Fall ist, dann, so sagt Jesus, haben wir unseren Lohn bereits erhalten.

Die Gefahr besteht darin, dass wir uns selbst und anderen etwas vormachen. Mehr scheinen als sein, protzen, sich brüsten, angeben, großtun. – Jesus nennt das im heutigen Evangelium „Heuchelei“.

Das Wort „Heuchler“ kommt dreimal vor. Im Griechischen stammt das Wort aus der Theatersprache. – Der Heuchler ist der Schauspieler, der auf der Bühne eine Rolle spielt, der etwas vormacht.

 

Die Versuchung ist groß, das Gute, das man tut – das Evangelium nennt Fasten, Beten, Almosengeben – die Versuchung ist die, das vor den Menschen tut, um gesehen, gelobt und geehrt zu werden.

Unser Handeln und unser Verhalten sind nicht lauter. Es ist nicht ehrlich. Es fehlt die Reinheit der Absicht.

Es geht darum, in allem Tun nicht sich selbst zu suchen, den eigenen Ruhm, die eigene Anerkennung, die eigene Ehre, sondern Gott. Alles auf Gott hin ausrichten. Alles zur größeren Ehre Gottes tun, um seinetwillen – in Demut, Vertrauen, aus Liebe.

 

Im ersten Buch Samuel steht das schöne und bedenkenswerte Wort: „Der Mensch sieht das Äußere, das, was vor Augen ist, Gott aber schaut auf das Herz.“ – Für Gott ist die Fassade bedeutungslos, die wir aufbauen, um vor uns selbst und anderen gut dazustehen. Ja, es ist sogar so: Je mehr jemand seine Frömmigkeit, seine Hilfsbereitschaft oder auch sein Verzichtüben inszeniert, zur Schau stellt und vermarktet, desto weniger erreicht er Gott damit.

Gott interessiert sich nicht für die Show, sondern für die Haltung dahinter, die innere Haltung, die Einstellung des Herzens. Gott schaut auf das Herz. Bei ihm zählt die lautere Gesinnung. Diese nimmt er wahr. Davor hat er Respekt. Und er wird es belohnen.