Exerzitien mit P. Pius

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Begegnung des Auferstandenen mit Maria Magdalena

(Bildmeditation zu einem Bild von Martin Schongauer - 1455)

 

 

Das Bild gehört zum Zyklus der 24 Bildtafeln vom ehemaligen Hochaltar der Dominikanerkirche in Colmar. Martin Schongauer hat zusammen mit seinen Schülern den Altar gestaltet.

 

Die Mitte des Bildes: drei Hände: die ausgestreckte rechte Hand Jesu und die beiden ausgestreckten Hände Marias.

 

Diese kam, den Leichnam zu salben. Der Salbentopf ist nicht mehr nötig. Maria hat ihn weggestellt.

 

Er, der Herr, steht vor ihr - lebendig - gekennzeichnet mit den Wundmalen, gehüllt in den roten Königsmantel, die Siegesfahne mit dem zweifachen Kreuzeszeichen in der Hand (auf dem Fahnentuch und als Fahnenspitze). Um das Haupt das Zeichen des Kreuzes wie eine goldene Dornenkrone. Der Auferstandene ist der Gekreuzigte, der Gekreuzigte ist der Auferstandene!

 

Die Liebe Gottes hat den Tod besiegt, den Toten auferweckt.

 

Ist es der Augenblick, wo der Auferstandene Maria beim Namen ruft und sich zu erkennen gibt? - „Maria!“ Der Zuruf trifft die verzweifelt Suchende, die klagend Fragende.

 

Innerlich zutiefst ergriffen (ehrfürchtig?) kommt Maria dem Auferstandenen nahe, sinkt vor ihm huldigend, grüßend in die Knie. Der Mantel scheint sie fast zu ihm hin zu tragen: „Rabbuni - mein Meister!“

 

Hingezogen zu ihm? Angezogen von ihm?

Jedenfalls hingeneigt - voll Liebe - voll Sehnsucht, strahlend vor Glück und Freude.

 

Ist nicht auch eine zärtliche Zuneigung in der sanften Biegung des Körpers Jesu? Er dreht den Kopf ihr zu, wendet sein Gesicht zu ihr. Er schaut sie an und sie schaut ihn an. Ihre Blicke begegnen sich.

Zwei, die sich in Liebe verbunden wissen, begegnen sich.

 

Die Nähe aber strahlt aus.

Maria leuchtet auf - das Kleid - der sonnenmächtige Heiligenschein - das Gesicht. Keine Spur mehr von Trauer und Tränen darin. - Schon verklärt von seinem Licht?

 

Wer dem Auferstandenen begegnet wird leuchten wie er.

Wer den Gekreuzigten, der lebt, erkennt, findet zum Leben, findet in der Fülle des Lebens seine eigenen Lebensmöglichkeiten.

 

Marias Hände sind sehnsuchtsvoll ausgestreckt.

Sie möchten den Lebendigen berühren, ergreifen, den Auferstandenen liebend umfassen, umfangen, festhalten (wie eine Zange?).

Doch Jesus lässt sich nicht mehr „fassen“, er-greifen, be-greifen, fest-halten. Hart trifft die Glückliche sein Wort: „Halt mich nicht fest!“

 

Seine Körperhaltung weist in die andere Richtung, weg von Maria.

Er ist im Vorübergehen, ein Weggehender, „zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott“.

 

Jesus ist auf einem Weg, unterwegs.

Er ist der Weg.

Er ist der „Anführer des Lebens“ (Apg 3, 15).

Allen will er beim Vater einen Platz bereiten.

 

Zu-wendung und Um-wendung in einem!

Nähe und Distanz, Wiedersehen und Abschied, alles in dieser Begegnung:

 

Und Jesu Hand? - Lässt sie die Berührung zu? - Entzieht sie sich? Oder gibt sie bereits den Auftrag: Steh auf! Geh! Bezeuge meinen Brüdern, sag ihnen, dass ich lebe!?

 

Maria wird gehen, gehen als Glaubende, zurückgehen zu den anderen:

erste Osterzeugin, Kronzeugin der Auferstehung, Botin des neuen Lebens.

 

Wie am Anfang Eva dem Adam „zur Hilfe“ ward, hilft Maria von Magdala den Aposteln zu einer neuen Christus- und Gottesbeziehung, verhilft zum Osterglauben. Die ursprüngliche Schöpfung scheint auf.

 

Schongauer hat die Begegnung gemäß gotischer Tradition in einem Garten geschehen lassen.

 

Im Hintergrund ein geflochtener Zaun. Blumen hängen darüber. Links ein hölzernes Gartentor. Die Tür ist offen.

 

Im Garten ein Granatapfelbaum, auf seinen Zweigen Zugvögel, Blüten und Früchte. Zeichen der Auferstehung!

 

Die Natur widerspiegelt das göttliche Geheimnis und die Stimmung dieser Begegnung. Volles goldenes Licht spiegelt um die Bäume. Blätter und Früchte leuchten.

 

Ein neuer Morgen - voll Sonnenlicht – wie am ersten Schöpfungstag!

 

Vorbei ist die Nacht der Verlassenheit,

vorbei die Dunkelheit des Herzens,

vorbei die Düsternis der Trauer.

 

Ein Bild der Liebe und des Lebens, das aufatmen lässt und Hoffnung weckt.

 

Ein Windhauch durchzieht das Bild - Wehen des Geistes! Der Garten mit dem Baum des Lebens steht offen.

 

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