geistliche Impulse

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von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Nehmt Gottes Melodie in euch auf

 

In dem Brief, den Ignatius (von Antiochien) an die Gemeinde von Ephesus schreibt, kommt ihm das Bild in den Sinn, diese Gemeinde mit einem großen Chor zu vergleichen. Er schreibt: „Nehmt Gottes Melodie in euch auf!“…

 

„Nehmt Gottes Melodie in euch auf.“

Dieses Wort voller Poesie schreibt ein Mann, der gefesselt in einer Soldatenkohorte daher zieht, der weiß, dass er dem gewaltsamen Tod entgegengeht.

Ignatius hat die Vorstellung, dass Gott für jeden eine Stimme, eine Lebensmelodie hat. Und wenn jeder die ihm zugedachte Melodie Gottes wirklich hört und in sich aufnimmt, dann wird der Zusammenklang aller Stimmen eine Symphonie. …

 

„Nehmt Gottes Melodie in euch auf.“

Was ist Gottes Melodie, Gottes Lied für mich? Welche Stimme hat er mir zugedacht?

 

Gottes Lied kann ich nur hören, wenn ich still werde, wenn ich mich selber zurücknehme, denn sein Lied ist leise.

Offenbar ist es so, dass die „Kleinen“ die Melodie Gottes besser hören können als die „Großen“. – Das Kleinsein scheint eine Voraussetzung dafür zu sein, Gottes Melodie wahrnehmen zu können.

 

Und seltsam: Gottes Melodie für mich kann ich nicht endgültig auswendig lernen, denn sein Lied geht weiter, ist immer neu, immer neu überraschend. Denn es ist doch ein Liebeslied, das Liebeslied Gottes für mich. Und die Liebe erfindet immer neue Melodien.