geistliche Impulse

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von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Allerseelen

 

Beschaulicher Gang über den Friedhof

im Lichtermeer

stimmungsbeladen

manche versteckte Träne …

 

Und doch mag ich es

herausschreien:

Sie fehlen, Gott,

sie fehlen

diese Menschen, die hier liegen

und auf den anderen Friedhöfen

dieser Welt.

 

Sie fehlen,

die mir lieb waren

und nun nicht mehr bei uns Lebenden sind;

sie fehlen

die Alten

und die, die viel zu jung gestorben;

sie fehlen

die Kinder, die nicht lebend

aus dem Bauch ihrer Mutter kommen durften.

 

Die Warum-Frage ist zwecklos,

so sagt man.

Und doch – es liegt mir auf der Zunge, Gott:

Warum? Wofür? Weshalb dürfen sie nicht hier sein?

Sie fehlen! Im Leben! Auf dieser Erde!
Ich mag es herausschreien,

das Leid besonders derer,

denen sie entrissen sind,

das Leid derer,

denen sie fehlen.

Herr, mein Kopf weiß

sie bei Dir geborgen,

weiß sie als

von Dir geliebt,

als Heilige

in Deiner Hand;

ich glaube fest, dass wir

uns einmal wiedersehen werden

bei Dir,

und doch schreit und weint mein Herz

nach denen, die fehlen.

 

Da höre ich Dich, Gott,

der du mir zurufst:

„Wein‘ deine Tränen bei mir!

Ich fühle mit dir, kenne deinen Verlust,

kenne die Kreuze dieser Welt

und trage sie mit

euch allen.“

 

Bei Dir Gott,

sind die geborgen, die tot sind,

sind die geborgen, die trauern und weinen,

bin ich geborgen

im Leben wie im Tod

auch heute.

 

Kerstin Rehberg-Schroth