Exerzitien mit P. Pius

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Barmherzigkeits-Sonntag

2. Sonntag der Osterzeit

 

 

Der heutige Sonntag heißt seit alter Zeit „Weißer Sonntag“. Viele Kinder gehen oder gingen an diesem Sonntag zum ersten Mal zur heiligen Kommunion – wir selbst wahrscheinlich auch.

Seit dem Jahr 2000 hat dieser Sonntag noch einen zweiten Namen, nämlich „Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit“. Der Name stammt von Papst Johannes Paul II., der diesen Sonntag eingeführt hat

 

Liebe Mitchristen!

Der „Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit“ rückt einen der schönsten und tröstlichsten Wesenszüge Gottes in den Blickpunkt, nämlich seine Barmherzigkeit.

 

Papst Johannes Paul II. hat 1980 in seiner zweiten Enzyklika die Barmherzigkeit Gottes als zentralen Aspekt der Liebe Gottes wunderbar herausgearbeitet. Der charakteristischste Zug in Gottes Wesen ist – wie der Papst aufzeigt – nicht dessen Gerechtigkeit, Weisheit oder Allmacht, obwohl diese Eigenschaften zu seinem Wesen gehören, nein, der markanteste Grundzug von Gottes Wesen ist sein Erbarmen.

 

Das Thema der Barmherzigkeit Gottes durchzieht – wie eine Grundmelodie – die gesamte Heilige Schrift. Es gibt wohl auch kein anderes Wort der Bibel, das so gut zum Ausdruck bringt, wie Gott ist und wie er sich uns in Jesus Christus gezeigt hat.

Man denke nur an die großartige Gotteserscheinung am Berg Sinai. Bereits da hat der Herr zu Mose gesagt: „Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue“ (Ex 34, 6).

Auch das Neue Testament weiß um die Barmherzigkeit Gottes. Die großen Lieder, das Magnifikat und auch das Benediktus singen davon. – Nicht zu vergessen das 15. Kapitel des Lukasevangeliums mit seinen drei Gleichnissen vom göttlichen Erbarmen: das verlorene Schaf, die verlorene Drachme, besonders aber das Gleichnis vom verlorenen Sohn bzw. vom barmherzigen Vater.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

An Gottes barmherzige Liebe zu glauben und sie anzunehmen, ist das eine. Sie durch unser eigenes Handeln sichtbar zu machen, ist das andere. Die Barmherzigkeit Gottes und seine verzeihende Liebe suchen Nachahmung und Echo bei uns.

 

So sagt Jesus: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist“ (Lk 6, 36)! – Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter stellt Jesus uns ein unübertreffliches Symbol barmherziger Liebe vor Augen. Mehrmals sagt Jesus: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“. In der Bergpredigt preist er die Barmherzigen selig und verspricht ihnen Barmherzigkeit.

 

Sichtbar und gegenwärtig wird das göttliche Erbarmen besonders in den Werken der Barmherzigkeit. – Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit zusammen mit den geistigen Werken sind so etwas wie Kennzeichen bzw. Prüfsteine der christlichen Liebe.

 

Unser Heil hängt der Gerichtsrede Jesu bei Mt 25 zu Folge gerade auch davon ab, wie barmherzig wir miteinander umgehen. Was wir einem der geringsten unserer Brüder und Schwestern getan haben, das haben wir ihm, dem Herrn, getan.

 

Die Barmherzigkeit konkretisiert sich vor allem in der Vergebung. Verzeihung ist die Höchstform der Barmherzigkeit. – Diesbezüglich ist uns Jesus selbst das große Beispiel, wenn er am Kreuz für seine Henker betet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23, 34). – Im Vater unser lehrt Jesus uns beten: „Erlass uns unsere Schuld, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben“ (Mt 6, 12).

Wir sollen lernen zu vergeben, wie Gott vergibt, siebenundsiebzig Mal, jedes Mal, ohne Ausnahme. „Hättest nicht auch du Erbarmen haben müssen, wie ich mit dir Erbarmen hatte“, fragt Jesus den unbarmherzigen Knecht in einem seiner Gleichnisse (Mt 18, 33)?

 

Als Johannes Paul II. seinen Attentäter Ali Aca im Gefängnis besuchte, hatte er ihm schon längst vergeben. Hinterher sagte er: „Ich habe mit ihm gesprochen, wie man mit einem Bruder spricht.“

Auch wenn es manchmal schwerfällt: Seien wir immer wieder bereit zur Versöhnung! Seien wir die ersten, die verzeihen!

 

Liebe Mitchristen!

  • Barmherzigkeit besteht aus Wohlwollen und Wohltat.

  • Barmherzigkeit berechnet nicht, sondern ist großzügig.

  • Barmherzigkeit geizt nicht, sondern teilt und schenkt.

  • Barmherzigkeit heilt Wunden und wärmt erkaltete Herzen.

Durch Barmherzigkeit wird der Ausgestoßene zum Angenommenen, der Fremde zum Gast, der Feind zum Freund.

 

Barmherzigkeit macht uns Jesus ähnlich. Barmherzigkeit lässt uns evangeliumsgemäß leben. Barmherzigkeit macht unser Christsein überzeugend und glaubwürdig.

 

Übrigens, Johannes Paul II. starb im Jahr 2005 am Vorabend des von ihm eingeführten Sonntages der göttlichen Barmherzigkeit. Ein starkes Zeichen, finde ich! Und Papst Franziskus sprach ihn 2014 zusammen mit Johannes XXIII. – nicht zufällig, sondern ganz bewusst – am Sonntag der Barmherzigkeit – heilig.

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