Exerzitien mit P. Pius

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Gaudete - Freut euch im Herrn

(3. Adventssonntag - Lesejahr C)

 

Geht es Ihnen auch so, dass Sie sich freuen, wenn Sie im Briefkasten einen lieben Brief vorfinden. Ein persönlicher Brief von einem lieben Menschen ist ein kleines Fest mitten im Alltag.

 

Heute haben wir alle Post bekommen, und zwar vom hl. Paulus. In seinem Brief heißt es:

 „Freut euch allezeit im Herrn, Brüder, Schwestern! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.“

 

Paulus hat diesen Brief seiner Lieblingsgemeinde in Philippi geschrieben. Aber er ist auch an uns gerichtet.

„Freut euch!“ ruft Paulus der Gemeinde damals und uns heute zu.

Lateinisch: „Gaudete!“ Daher hat der dritte Adventssonntag seinen Namen: Sonntag Gaudete

Freude ist die Grundmelodie, die alle Gebete und Texte der Liturgie heute durchzieht von der Eröffnung bis nach der Kommunion.

 

„Freut euch!“ Ja, wenn das so einfach wäre! Außerdem: Kann man Freude befehlen? Und: Über was sollen wir uns freuen?

Kann man sich freuen angesichts des Leids so vieler Unschuldiger? Kann man sich freuen angesichts von Kriegsgreuel, Hunger, Katastrophen, Hass, Terror, Elend? Wenn man in unsere Welt und Zeit blickt: Ist einem da nicht eher zum Weinen zumute? Eine Schreckensnachricht jagt die andere.

Und dazu kommt, was uns persönlich betrifft und bedrückt: Krisen, Konflikte, Ängste, Schicksalsschläge. Es ist ja nicht alles eitel Sonnenschein. Und ein Unglück kommt selten allein. Manch einen trifft‘s knüppeldick. Manch einem von uns hier geht’s vielleicht gerade gar nicht gut. Keine Spur von heiterer Gestimmtheit: Enttäuschung, Trauer, Ärger verdüstern das Leben.

Wo ist da noch Platz für Freude in all den Spannungen, die es auszuhalten gilt, in all den Belastungen, die einen müde und mürbe machen können, in all den Schwierigkeiten, die man sich ja nicht nur einbildet und die wie ein Berg vor einem stehen können?

Sollen wir so tun, als gäbe es eine heile Welt? Sollen wir die Augen verschließen vor all dem Schlimmen und Bösen? Sollen wir z.B. Mobbing am Arbeitsplatz, Streit in der Familie, Grenzerfahrungen, Ängste, Krisen und Zerreißproben schönreden, verharmlosen, unter den Teppich kehren? Gute Mine zum bösen Spiel machen?

 

Nein, wir müssen nicht so tun, als ob es all die Dunkelheiten und Schrecknisse nicht gäbe. Wir brauchen nicht zu leugnen, dass uns dieses oder jenes entsetzlich zu schaffen macht, zusetzt, ganz arg weh tut. Wir müssen nicht immer stark sein, keine Strahlemänner wie in der Werbung. Wir dürfen auch weinen. Tränen dürfen sein. Auch unsere Unsicherheiten und Zweifel dürfen sein. Wir brauchen nichts zu verstecken oder zu verdrängen. - Paulus selbst tut`s ja auch nicht!

 

Übrigens: Paulus, der Absender der Freudenbotschaft, schreibt den Brief nicht aus einer Hochstimmung heraus.

Keiner kann zu ihm sagen: Du hast gut reden, dir fehlt ja nichts. Als Paulus diese Worte schrieb ging es ihm alles andere als gut. Er schrieb diese Zeilen nämlich aus dem Gefängnis. Er musste sogar fürchten, zum Tod verurteilt zu werden.

 

Außerdem machte er sich Sorgen um die Gemeinde in Philippi. Was er von dort hört, beunruhigt ihn: Wird die Gemeinde zusammenhalten? Werden die rivalisierenden Gruppen sich vertragen? Dazu die Anfeindungen, Verfolgungen von außen. Und die Gefahren der Großstadt mit verschiedenen religiösen Kulten, Praktiken, Weltanschauungen. Alles andere als eine heile Welt!

 

Paulus kennt das Böse in der Welt. Er kennt die Trauer und Klage der Menschen. Er ist ja nicht blind. Er selbst ist ungeheuer leiderfahren. Was hat er nicht alles erlebt, erlitten, selber mitgemacht und durchgestanden!

 

Wenn Paulus zu Freude aufruft, dann geht’s nicht um die Heiterkeit sonniger Gemüter oder eine oberflächliche Stimmung, schon gar nicht um organisierte, gemachte und gekaufte Fröhlichkeit. Die Freude des Paulus ist auch keine Bierdeckelseligkeit.

 

Für Paulus ist Freude eine Haltung, die zutiefst aus Glauben und aus christlicher Hoffnung erwächst.

 

Der Grund der Freude ist bei Paulus ein doppelter:

1. Der Herr

Er sagt ja nicht nur „Freut euch!“ - sondern: „Freut euch im Herrn!“ „Gaudete in domino!“ Das ist ein großer Unterschied. Denn diese Freude hat mit Gott zu tun. Der wahre Grund zur Freude ist für Paulus Gott selbst. Gott ist die Freude, ein Gott, der Erbarmen ist uns Liebe, ein Gott, vor dem man keine Angst zu haben braucht, dem wir vielmehr vertrauen dürfen.

 

„Freude im Herrn“ ist die Freude, die aus der Verbindung und Gemeinschaft, ja ich möchte sagen Freundschaft mit Christus erwächst, aus dem In-Christus-Sein. „Freude im Herrn“ ist letztlich die Freude über die Erlösung, die Freude Kinder Gottes zu sein und sich angenommen und geliebt zu wissen.

 

Paulus will den Philippern und uns sagen:

Wie schwierig auch euer Leben ist, was immer euch zu schaffen macht, wie sehr ihr euch manchmal bedrückt und hilflos fühlt:

ihr seid in Gottes Hand, ihr seid in seiner Gnade. Euer Leben ist in einem umfassenden Sinn eingebunden in die Liebe Gottes.

Wie ein Kind sich vertrauensvoll in die Arme des Papa oder der Mama flüchtet, so dürft ihr zu Gott kommen und Trost und Halt suchen und Geborgenheit und Frieden finden.

 

„Freut euch im Herrn!“ Das heißt: Habt Vertrauen!

Glaubt doch: Gott will eure Rettung und euer Heil.

 

Der 2. Grund für die Freude ist die Nähe Gottes.

Paulus fügt nämlich seiner Aufforderung zur Freude nicht nur an: „im Herrn“, sondern auch: „denn der Herr ist nahe!“

Gewiss hat Paulus die nah erwartete Wiederkunft Christi gemeint. Die frühen Christen haben ja viel unmittelbarer wie wir damit gerechnet. Aber auch uns ist der Herr nahe. Weihnachten steht nahe bevor. Wir erwarten das Fest der Menschwerdung unseres Gottes. - Und wir singen: „O komm, o komm Emanuel!“

Und wir rufen: „Maranatha! Komm, Herr Jesus!“ Und es ist recht und es ist gut, wenn wir so singen und beten.

 

Wir dürfen aber auch sagen: Er ist bereits gekommen. Er hat sich nicht hindern lassen - von keiner Macht, von keiner Schuld. Er ist gekommen und ist weiter im Kommen zu dir, wer immer du auch bist, zu mir, wie immer es mir geht! Er ist ganz in unserer Nähe! Er ist mitten unter uns!

Jetzt in der Eucharistiefeier dürfen wir das ganz wörtlich nehmen: Der Herr ist nahe in seinem Wort und Sakrament. Er selbst kommt zu uns und schenkt sich uns in hl. Kommunion! Du in mir, ich in dir!

In einer Predigt sagt Meister Eckehard: „Ich bin des so gewiss wie ich lebe, dass nichts mir so nahe ist wie Gott.“

Augustinus sagt: „Gott ist uns näher als wir uns selbst.“

 

Diese Nähe ist Grund zur Freude. Lassen wir uns von dieser Nähe Gottes ergreifen und durchströmen! Seien wir uns dieser Nähe Gottes immer bewusst! Und versuchen wir in der Gegenwart Gottes zu leben, eines Gottes, dem wir wichtig sind und kostbar, der uns bei unserem Namen ruft und uns in seine Hand geschrieben hat, der uns liebt und uns die Schuld vergibt.

Und nichts und niemand sagt Paulus einmal kann uns trennen von seiner Liebe, einer Liebe, die alles Begreifen übersteigt.

 

Dann kann - trotz Kreuz und Leid und Dunkelheit - eine innere Freude, eine ruhige Gelassenheit und ein tiefer Friede die Grundmelodie auch unseres Lebens werden wie beim Apostel.

 

Sie sehen, liebe Schwestern und Brüder: Die christliche Freude, die Freude im Herrn, die Freude, die ihren Grund hat in Gott, in seiner Nähe, in seiner Gegenwart, diese Freude, zu der uns heute der Apostel aufruft, ist Ausdruck des Glaubens und des Vertrauens.

Es ist die Freude, die der erfährt, der sich auf Gott hin loslässt: alle Ängste, alle Sorgen, auch die Schuld und das Versagen ihm geben, ihm überlassen; sich selbst ihm anvertrauen!

 

Wer so sein Vertrauen auf Gott setzt, braucht selbst in der bittersten Todesnot nicht zu verzagen und zu verzweifeln.

Denn auch dann gilt - und erst recht: „Der Herr ist nahe!“

Und mit ihm das Leben in ewiger Freude, Leben in seinem Leben, Leben in seinem Licht, Leben in seinem Glück, Leben in himmlischer Vollendung.

 

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