Exerzitien mit P. Pius

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"...damit sie das Leben haben"

zum Evangelium am 4. Fastensonntag im Lesejahr B; Joh 3, 14 - 21

 

 

 

Evangelium

Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, damit die Welt durch ihn gerettet wird

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus:

14Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden,

15damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.

16Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.

17Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

18Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.

19Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse.

20Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.

21Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.

 

Groß ist der Lebensdurst in jedem Menschen. Wir alle wünschen uns ein volles, erfülltes Leben. Wir sehnen uns nach Glück, nach Liebe. Wir möchten unsere besten Kräfte und Möglichkeiten entfalten, ja, sie „ausleben“.“

„Jeder ist seines Glückes Schmied“, sagt ein Sprichwort. Und so greifen Menschen nach dem Leben, versuchen es an sich zu reißen: „Ich will etwas vom Leben haben! Ich will mich selbst verwirklichen!“ Nach diesem Motto leben heute viele. – Oft müssen sie dabei jedoch eine geradezu tragische Erfahrung machen: Je heftiger sie das Leben an sich reißen und festhalten wollen, desto rascher zerrinnt es ihnen zwischen den Fingern. – Jemand hat einmal das Glück mit einem Stück Seife verglichen: Wenn man es unbedingt ergreifen will, wenn man zu fest zupackt, dann rutscht es einem aus der Hand. Außerdem verbraucht es sich umso schneller, je mehr man es benutzt…

In manchen Gesprächen mit Menschen, die so dem Leben nachgejagt waren, ist mir genau das auffallen: Gerade durch ihre selbstbezogene Lebensgier haben sie oft das, was ihr Leben tatsächlich hätte, lebenswert machen können, zerstört! – Liebesbeziehungen z.B. zerbrechen häufig daran, dass die Partner darin hauptsächlich ihre eigene Entfaltung suchen, hohe Erwartungen aneinander richten, aber nicht bereit sind, etwas zu geben. Wer nur an sich selbst denkt, missbraucht den anderen und zerstört damit die Beziehungen. – Wir können erfülltes Leben nur als Geschenk empfangen, nicht jedoch erzwingen. Wenn wir es an uns reißen wollen, zerstören wir das Glück. Manchmal nehmen wir uns das Leben sogar gegenseitig weg.

 

Es gab jemanden, der hat überhaupt nicht sich selbst gesucht, sondern hat vorbehaltlos und grenzenlos sein Leben verschenkt: JESUS! – Er widmete den Menschen seine ganze Kraft, seine Zeit, seine Liebesfähigkeit – und am Ende opferte er sein Leben, gab sich freiwillig in den Tod hinein. Er konnte das, weil er aus dem Herzen Gottes kam: Gott selbst ist so! Er ist Leben, das sich verschenkt. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab.!“

Jesus brachte diesen „göttlichen Lebensstil“ auf die Erde. Er lebte ihn selbst vor. Und indem er sich weggab, wurde er zur Lebensquelle für viele. Menschen fanden in der Begegnung mit ihm Heilung, Versöhnung und neuen Lebensmut. Darum war auch das Sterben von Jesus am Kreuz kein Untergang, sondern der Höhepunkt seines Lebens (seine „Erhöhung“, wie das Johannes-Evangelium sagt). Hier besiegte er den äußersten Feind allen Lebens: den Tod. Das Leben, das Jesus zu geben versteht, ist darum „ewiges Leben“: Fülle des Lebens schon hier – und über die Grenze des Todes hinaus.

 

Anteil an diesem „ewigen Leben“ gewinnt, wer an Jesus glaubt und ihm nachfolgt. Solcher Glaube äußerst sich unter anderem darin, dass man seine eigene Lebenseinstellung, seine Lebensweise von Jesus prägen lässt – dass man lebt wie er: sich selbst vergessen, um sein Leben an die Mitmenschen zu verschenken, statt nur das eigene, ganz persönliche Glück an sich reißen zu wollen.

Gewiss wird es jeder als ein großes Wagnis empfinden, sich auf eine solche Art des Lebens einzulassen. Man mag sich fragen: „Wo bleibe dann ich? Werde ich nicht untergehen, wenn ich mich immer nur verschenke? Werde ich am Ende dabei nur ausgenutzt? – Ja, ist nicht auch Jesus dabei „untergegangen“? Es ist wirklich eine Sache des Glaubens – des österlichen Glaubens an den lebendigen Jesus, der Untergang und Tod und alles Scheitern überwunden hat.

Wer sich allerdings – im Vertrauen auf Jesus – einlässt auf ein Leben für andere, der erfährt, dass dann eine Überfülle von Leben zurückkommt, dass ihm wahrhaft das Leben geschenkt wird, sogar dann noch, wenn er sich – menschlich gesehen – aufopfern muss. Es ist ein Sprung ins Ungewisse. Denn, ob vom anderen etwas zurückkommt, lässt sich nicht errechnen und nicht erzwingen. Immer bleibt es ein Geschenk. Sich zu verschenken und sich beschenken zu lassen – das ist das Geheimnis der Lebenserfüllung nach dem Vorbild von Jesus.

 

An solchem konkret verwirklichten Glauben an Jesus ereignet sich darum das Gericht über Sinn oder Sinnlosigkeit eines Menschenlebens! – Vom „Gericht“ ist im Evangelium dieses Sonntags viel die Rede – ohne dass jedoch irgendjemand (auch nicht Jesus oder Gott) als „Richter“ auftritt. Das Gericht geschieht vielmehr durch die Lebensweise selbst, der sich ein Mensch verschrieben hat.

Wer nämlich nicht glaubt, mag Tag für Tag und Jahr für Jahr dem Leben nachjagen; am Ende aber steht er mit leeren Händen und einem enttäuschten Herzen da. Offensichtlich hat durch pure Selbstbezogenheit noch nie jemand sich selbst verwirklicht… Wer aber die Hingabe im Glauben wagt, entdeckt die wahre „Kunst des Lebens“: sich verschenken und sich beschenken lassen, sich hingeben und empfangen. Was einem dabei geschenkt wird, ist meistens viel kostbarer als alles, was man dafür geopfert hat, und reicher als alles, was man hätte erzwingen können.

 

Diese Predigt orientiert sich an einer Vorlage von Wilhelm Schäffer

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