Exerzitien mit P. Pius

Sie sind hier: Startseite Predigten Ostern Der andere Beistand

Startseite
Jahresprogramm
Vorschau
Predigten
   Advent
   Weihnachten
   Fastenzeit
   Karwoche
   Ostern
   Pfingsten
   Sonntage im Jahreskreis A
   Sonntage im Jahreskreis B
   Sonntage im Jahreskreis C
   Werktage im Kirchenjahr
   Besondere Anlässe
   Festtage von Heiligen
   Herrenfeste
   Marienpredigten
   Papst und Kirche
Vorträge
Bildmeditationen
Geistliche Impulse
Persönliches
Fotogalerie
Kontakt
Links
 
 
 
 
 

Der andere Beistand

(6. Ostersonntag - Lesejahr A)

 

Eine Mutter, die ihr Kind zur Welt bringt, braucht einen Helfer, jemanden, der ihr in dieser schönen, aber auch schweren Stunde beisteht.

 

Alles menschliche Leben beginnt mit dem Beistand.

Ein neugeborenes Kind, das nicht von anderen betreut und versorgt wird, hat keine Überlebenschance.

Wir können alle Phasen und Stationen im Leben des Menschen nachgehen: wir stoßen immer wieder auf Helfer und Helferinnen:

In der Erziehung der Kinder und Jugendlichen, in der Berufsausbildung, im Rat und in der Tat des Freundes, des Partners, des Lebensgefährten, im Kampf um das Recht, in der geistlichen Begleitung, in der ärztlichen Behandlung, in der Vergebung der Sünden, in der Begleitung der Sterbenden, beim Hinablassen des Sarges in das Grab.

 

Ohne Beistand läuft nichts. Überall und stets aufs Neue sind wir auf Menschen angewiesen, die uns helfen und beistehen.

Ohne die Nähe und Zuwendung anderer Menschen können wir nicht leben oder wir verkümmern und verkrüppeln innerlich, seelisch.

 

Heute werden wir noch auf einen „anderen Beistand“ aufmerksam gemacht. Er wird auch Helfer, Tröster, Rater, Fürsprecher genannt. Es ist der Heilige Geist.

Unmittelbar vor seinem Tod, in den ergreifenden Abschiedsworten, die Jesus beim letzten Abendmahl gesprochen hat, als Trauer und Wehmut die Jünger erfasste, da kündete er diesen „Beistand“ an. Jesus will die Seinen nicht allein und auf sich gestellt zurücklassen.

 

Der griechische Ausdruck für „Beistand“ heißt „Paraklet“, das bedeutet wörtlich: der Herbeigerufene.

Unter einem Parakleten verstand man im Altertum einen, den man anrief, wenn man unglücklich, ratlos, verzweifelt war. Paraklet konnte einer sein, der vor Gericht einem Angeklagten Rechtsbeistand gewährte. Paraklet war ein Sachverständiger, der einem Ratlosen mit seinem Wissen und seiner Erfahrung zu Hilfe kam. Paraklet wurde einer genannt, der resignierte, deprimierte Kämpfer aus ihrer Lethargie und Niedergeschlagenheit holte und sie inspirierte, motivierte, Mut und Zuversicht einflößte.

Fridolin Stier übersetzt „Beistand“ auch mit „Mutbringer“.

Andere Bezeichnungen für den Heiligen Geist in der Heiligen Schrift selbst sind: einer der für uns eintritt, einer, der sich unserer Schwachheit annimmt.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Fühlen wir uns nicht oft hilflos und verlassen? Brauchen wir nicht immer wieder Trost und neuen Mut? Haben wir nicht immer wieder Hilfe und Beistand nötig? Sehnen wir uns nicht alle nach einem, der bei uns ist und uns nicht allein lässt, auf den man sich verlassen kann in jeder Situation, einen, der aufzurichten, Halt und Kraft zu geben vermag?

In einem Kinderlied heißt es: „Das wünsch ich sehr, dass immer einer bei mir wär, der lacht und spricht: Fürchte dich nicht!“

 

Es ist schön und wir können gar nicht dankbar genug sein, wenn wir Menschen kennen, die uns beistehen, uns begleiten, uns Mut machen, stützen und stärken.

Aber wir wissen auch, wie begrenzt oft menschliche Hilfe ist. Da bleibt immer ein Rest, ein Ungenügen. Der andere hat oft mit sich selbst genug zu tun, ist krank oder nicht in der Nähe, hat wenig Zeit und eines Tages entreißt ihn der Tod.

Die große Sehnsucht in uns Menschen nach einem, der mit uns geht und uns versteht, die große Sehnsucht nach Geborgenheit und Gemeinschaft, nach Stütze und Halt wird nie ganz gestillt, nie ganz erfüllt. – Keinen Menschen kann ich einfach festhalten. Kein Mensch kann meine endgültige Erfüllung sein, allenfalls ein Zeichen, ein Erahnen, ein Vorgeschmack auf bleibende, endgültige Erfüllung. Wir Menschen bleiben Suchende und Hungrige.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn Jesus in seinen Abschiedsreden davon spricht, dass er die Seinen nicht als Waisen zurücklässt, verloren, heimatlos, herumirrend und schutzlos, wenn er ihnen einen Beistand verspricht, der immer bei ihnen bleibt, dann ist das etwas sehr Tröstliches für die Jünger damals, aber auch für uns heute.

 

Christus ist bei uns mit seinem Geist. Er ist wirklich bei seiner Kirche, bei seiner Gemeinde und bei jedem seiner Jünger und Jüngerinnen. – Durch den Heiligen Geist ist der Auferstandene in unserer Mitte: Er sagt uns sein Wort. Er bricht mit uns das Brot.

Er sagt zu uns: „Seht, ich bin bei euch alle Tage!“

Ja, er sagt sogar: „Ihr seid in mir und ich bin in euch!“

 

Unser ganzes Leben bleibt ein Wandern ohne Ziel, ein Irren in der Wüste, ein Stolpern ohne Halt und ein Sterben ohne Gott, wenn wir den Beistand nicht entdecken und wahrnehmen, durch den Jesus und in dem Jesus auch heute bei uns ist und uns hineinnimmt in seine Gemeinschaft, die alles übersteigt, in die Liebesbeziehung mit Gott.

 

„Ich bin bei euch alle Tage!“ – „Ihr seid in mir und ich bin in euch!“

Wie stärkend, wie befreiend, wie trostreich ist doch diese Gewissheit der Gegenwart Gottes, des Innewohnens Gottes in jedem von uns!

„In IHM leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“ (Apg 17, 28)

 

„Euer Herz sei ohne Angst!“ Nehmen wir doch, liebe Mitchristen, diese Worte des Herrn glaubend und vertrauend in unser Leben hinein.

Wer so glaubt und vertraut, der darf sich geborgen wissen in der Sorge und Liebe des Herrn, der darf seinen Beistand erfahren. Und kann selbst im „dunklen Tal“ sprechen:

Ich fürchte kein Unheil. Denn du bist bei mir.“ (Ps 23)

 

   Druckansicht

 

Seitenanfang