Erste Lesung
In keinem anderen ist das
Heil zu finden
Lesung
aus der Apostelgeschichte
In jenen Tagen
8sagte
Petrus, erfüllt vom Heiligen Geist: Ihr Führer des Volkes und ihr
Ältesten!
9Wenn
wir heute wegen einer guten Tat an einem kranken Menschen darüber
vernommen werden, durch wen er geheilt worden ist,
10so
sollt ihr alle und das ganze Volk Israel wissen: im Namen Jesu Christi,
des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten
auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch.
11Dieser
Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber
zum Eckstein geworden ist.
12Und
in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein
anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden
sollen.
„Was gibt es Neues“,
so fragen wir manchmal. Und hören im Radio oder schauen im Fernsehen die
„neuesten Nachrichten“. – Andererseits ist uns auch das Wort
geläufig: Nichts Neues unter der Sonne. Im Grunde geht es – in
unzähligen Variationen – immer wieder um die gleichen Themen.
Das gilt auch für die
Erzählung aus der Apostelgeschichte. Wie Jesus – stehen auch seine
Apostel Petrus und Johannes vor Gericht. Es sind die gleichen Leute, die
auch Jesus zum Tod verurteilen ließen: Hannas und Kajaphas sowie die
Ältesten und Schriftgelehrten. – Die Kirche Jesu stand von Anfang an
unter dem Zeichen der Verfolgung. Jesus hat es schon vorausgesagt:
„Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Joh
15, 20).
Die Gerichtsszene
vor dem Hohen Rat hat eine Vorgeschichte. Sie liegt in der Frage, welche
unserer Lesung vorausgeht: „Mit welcher Kraft oder in wessen Namen
habt ihr das getan?“ (Apg 4, 7). Petrus und Johannes haben nämlich
an der Schönen Pforte des Tempels einen Gelähmten geheilt. Er hat sie um
ein Almosen angebettelt und dann heißt es wörtlich: „Petrus sagte:
Silber und Gold besitze ich nicht. Das, was ich habe, das gebe ich dir:
Im Namen Christi, des Nazoräers, geh umher! Und er fasste ihn an der
rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich kam Kraft in seine Füße und
Gelenke. Er sprang auf, konnte stehen und ging umher“ (Apg 3, 6 -
8). Das heilende Tun Jesu setzt sich fort in der jungen Kirche.
Daraufhin hält
Petrus eine großartige Predigt vor dem Volk, in der er Zeugnis ablegt
von Tod und Auferstehung des Herrn. Zugleich führt er die Heilung auf
den Glauben des Gelähmten und nunmehr Geheilten zurück (vgl. Apg 3, 16).
– Während der Rede des Petrus kam es zum Eklat: Die beiden wurden
verhaftet, ins Gefängnis gesteckt und am anderen Morgen dem Hohen Rat
vorgeführt.
Hier setzt unsere
Lesung ein. Wieder ist es Petrus, der geisterfüllt antwortet: im
Grunde dasselbe Zeugnis, das er schon vor dem Volk auf dem Tempelplatz
gegeben hat. Ich darf das gewichtige Glaubenszeugnis, das uns alle
angeht, wiederholen: „Ihr Führer des Volkes und ihr Ältesten! Wenn
wir heute wegen einer guten Tat an einem kranken Menschen darüber
vernommen werden, durch wen er geheilt worden ist, so sollt ihr alle und
das ganze Volk Israel wissen: im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den
ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn
steht dieser Mann gesund vor euch.“
Wir sehen: Die
Apostel lassen keine Gelegenheit aus, Zeugnis abzulegen von der Mitte
ihres Glaubens: von Tod und Auferstehung Christi. Ostern setzt sich
durch. Die Kraft des Auferstandenen und seines Geistes wirkt durch sie.
Liebe Schwestern und
Brüder! Diese Kraft des Auferstandenen und seines Geistes möge
überspringen auch auf uns, die wir heute und immer wieder mit neuen
Worten die Osterbotschaft hören. Dazu ist uns der Sonntag geschenkt. –
Wir brauchen solche Zeiten der Unterbrechung des Alltags, Zeiten des
Aufatmens beim österlichen Herrn und der gegenseitigen Bestärkung im
Osterglauben. „Wer keine Sonntagskleider mehr anzieht und nicht mehr
zu feiern versteht, der verkommt.“ Dieser Satz stammt nicht etwa von
einem mittelalterlichen Kirchenvater, sondern von einem Schriftsteller
unserer Zeit: Heinrich Böll. Der Sonntag als das wöchentliche Osterfest
ist Erinnerung an den Auferstandenen und zugleich Feier mit dem
auferstandenen Herrn in unserer Mitte, im österlichen Mahl, welches uns
zum Zeugnis für ihn befähigt.
Petrus und Johannes vor
dem Hohen Rat: Sie legen Zeugnis ab, wer der ist, in dessen Namen
sie den Gelähmten auf die Füße gestellt haben: „Er – Jesus – ist der
Stein, der von den Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein
geworden ist.“ Das Bild stammt aus dem Psalm 118 (V. 22). Tod und
Auferstehung Jesu werden hier in einem Bild bezeugt. Wie ein
unbrauchbarer Stein wurde er einfach weggeworfen. Das aber hat Gott
nicht hingenommen. Er hat ihn vom Boden aufgehoben und zum Eckstein
erhoben.
Der Alttestamentler
Erich Zenger schreibt zu diesem Bild: „Der Eckstein ist ein
besonders behauener Stein im Fundament, der die Lage und Größe des zu
erbauenden Hauses bestimmt. An ihm hängt auch die Festigkeit des
Hauses…“ – Das im Psalm zunächst auf Israel angewandte Bildwort
überträgt Petrus auf Jesus. – Daraus folgt: „Und in keinem anderen
ist das Heil zu finden.“
Jesus – das Heil.
Das heißt: Er ist das Fundament eines jeden Christenmenschen, einer
Gemeinde: Halt, Orientierung, Geborgenheit, Rettung. Die Einzigartigkeit
Jesu – klingt sie nicht wie eine Liebeserklärung einer Verliebten, eines
Verliebten?
Eine weitere Konsequenz
in der Glaubensüberzeugung des Petrus und der Kirche liegt in dem Satz,
und er ist für mich die Spitzenaussage: „Denn es ist uns kein anderer
Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.“
Schon in seiner Pfingstpredigt bekennt Petrus: „Jeder, der den Namen
des Herrn anruft, wird gerettet.“ Beinahe möchte ich sagen: So
einfach ist das! |