Exerzitien mit P. Pius

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Am Weinstock bleiben

5. Sonntag der Osterzeit im Lesejahr B; Joh 15, 1 - 8

 

 

Evangelium

Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

1Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer.

2Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.

3Ihr seid schon rein kraft des Wortes, das ich zu euch gesagt habe.

4Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt.

5Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

6Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen.

7Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.

8Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

 

Unter der Überschrift “Pfarrgemeinderat“ notiert Lothar Zenetti:

„Von Programmen sprachen wir und Tagesordnungspunkten, von Aktionen sprachen wir und von Sofortmaßnahmen, von Modellen sprachen wir und neuen Perspektiven, von Problemen sprachen wir und Meinungsäußerungen, von Strukturen sprachen wir und Gemeindebildung. Von Jesus Christus sprachen wir nicht, und seine Meinung war nicht gefragt. So hing er still am Kreuz aus Oberammergau.“

 

Organisation ist wichtig, auch ein gutes Management, optimale Betriebsführung. Keine Frage. Auch Beratungen, Planungen und Arbeitsstrategien müssen sein. Wie können wir noch effektiver und funktionsgerechter arbeiten? – Aber das ist nicht alles. Und es ist nicht das erste!

 

Die Kirche, die Pfarrgemeinde, eine kirchliche Gemeinschaft braucht zuerst die innere Kraft. Und die kommt von Gott. Sie kommt aus der Begegnung mit ihm in seinem Wort und in seinem Sakrament. Sie wird im Gebet, in der Besinnung, in der Meditation geschenkt.

 

Ich will nicht sagen, dass es nicht wichtig wäre, sich gemeinsam Gedanken über Gemeindebildung, neue Seelsorgsstrukturen und die Verlebendigung kirchlichen oder gemeinschaftlichen Lebens zu machen. Ich sage nicht, dass man nicht diskutieren, Programme entwerfen und Modelle entwickeln sollte.

 

Für wichtiger halte ich allerdings, Jesus zu fragen, die Verbindung zu dem nicht abreißen zu lassen, von dem wir glauben, dass er die Quelle unseres Denkens, Redens und Tuns ist. Es gilt immer wieder Kontakt zu dem herzustellen und Verbindung zu dem aufzunehmen, der gesagt hat: „Wer in mir bleibt, und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht“

Es gilt immer wieder auf den zu schauen, auf den zu hören, und sich von dem die nötigen Handlungsimpulse zu holen, der gesagt hat: „Getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“

 

In der gleichen Linie liegt, was der große Mystiker Meister Eckhart so ausdrückt: „Die ein gutes Leben beginnen wollen, die sollen es machen wie einer, der einen Kreis zieht. Hat er den Mittelpunkt des Kreises richtig angesetzt und steht der fest, so wird die Kreislinie gut. Das soll heißen: Der Mensch lerne zuerst, dass sein Herz fest bleibe in Gott, so wird er auch beständig werden in allen seinen Werken.“

 

Die Lebendigkeit einer Gemeinde, die Lebendigkeit einer Ordensgemeinschaft, die Lebendigkeit von uns Christen steht und fällt nicht mit dieses oder jenen Aktivitäten. Sie gründet vielmehr darauf, dass wir unser Herz festmachen in Jesus Christus. Immer wieder die Verbundenheit mit ihm suchen, die Gemeinschaft mit ihm, die Freundschaft mit ihm. Und uns seinem Geist öffnen! Uns von seinem Geist beseelen, beleben, inspirieren, animieren und leiten lassen.

 

So sehe ich zum Beispiel auch die Chance von Besinnungstagen, Tage einer religiösen Auszeit, Tage des Mitlebens in einem Kloster und vor allem die Chance von Exerzitien darin, dass uns wieder einmal Raum und Zeit gegeben wird, in die Verbundenheit mit Gott zu kommen, in die Verbundenheit mit Jesus Christus und diese Verbundenheit mit ihm – in der Stille, im Gebet sowie im Hören und Betrachten seines Wortes – zu vertiefen, die Gemeinschaft mit ihm zu stärken und zu festigen.

 

Das, was wir hörend, glaubend, betend empfangen ist immer wichtiger und kommt vor dem, was wir selbst machen, hervorbringen und bewerkstelligen.

 

Die Aktion gehört unbedingt zur Nachfolge Jesu. Keine Frage! Nur, sie muss zunächst und immer wieder in der Kontemplation, im Hören auf Gottes Wort ihren Grund gefunden haben. Sonst wird es leicht leerer Aktivismus und bloße Betriebsamkeit.

 

„Wer in mir bleibt, und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht“

 

„In Ihm bleiben“, das löst nicht alle Probleme, aber es

kann jene Gelassenheit schenken, die es auch erlaubt, Spannungen auszuhalten und mit offenen Fragen zu leben.

 

„In ihm bleiben“, heißt in seiner Liebe leiben. In seiner Liebe bleiben, ist aber keine Sache nur des Gefühls oder einer Augenblicksstimmung. In seiner Liebe bleiben wirkt sich aus und zeigt sich darin, dass wir versuchen, täglich aus dem Glauben zu leben, Barmherzigkeit zu üben und die Liebe zu tun.

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