Exerzitien mit P. Pius

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Die Hände des Vaters

(12. Sonntag im Lesejahr A; Tagesgebet)

 

„Heiliger Vater,

gib, dass wir deinen Namen allezeit ehren und lieben. Denn du entziehst keinem deine väterliche Hand, der fest in deiner Liebe verwurzelt ist. Darum bitten wir durch Jesus Christus.“

 

Ein Vater stellt seinen Sohn auf eine hohe Mauer.

Dann streckt er dem Kind seine Hände entgegen und sagt:

„Spring, ich fang dich auf!“ Das Kind zögert. Es hat Angst.

Der Vater ermutigt es: „Spring doch! Ich fang dich auf!“

Schließlich springt das Kind. Der Vater zieht seine Hände weg.

Das Kind fällt auf den Boden. Dem weinenden Kind erklärt der Vater:

„So ist unsere Welt! Niemandem darfst du vertrauen, nicht einmal deinem Vater!“

 

Schlimm finde ich diese Geschichte, ganz schlimm.

Sie ist einfach nur schrecklich und furchtbar.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich passieren könnte.

Kaum denkbar, dass ein Vater so mit seinem Kind verfährt.

 

Ist so unsere Welt? „Niemandem darfst du vertrauen!“

 

Doch wenn ich hineinschaue in unsere Welt, wie geht es da zu?

Geht man da nicht manchmal tatsächlich ganz gnadenlos und grausam miteinander um? Kann man da nicht den Eindruck haben, dass unter den Menschen sehr viel Misstrauen herrscht, mehr Misstrauen als Vertrauen?

Wie viele sind enttäuscht! Wie viele verbittert! Wie viele ziehen sich zurück, trauen keinem Menschen mehr! Wie viele stecken voller Argwohn, Groll oder Resignation?

 

Wie schön ist es, wenn wir die andere Seite erleben!

Wie schön ist es, einen Menschen zu haben, der einem versteht und zu einem steht, einen Menschen, dem man vertrauen und auf den man sich verlassen kann, einen Menschen, der hält, was er verspricht und der einem nicht ins Leere laufen und fallen lässt!

Wie wichtig ist die Erfahrung, dass Vertrauen möglich ist!

 

Im Tagesgebet des heutigen Sonntags heißt es:

„Gott, du entziehst keinem deine väterliche Hand.“

Ein feierliches Bekenntnis ist das, eine Einladung an alle, die enttäuscht worden sind!

Gott lässt keinen fallen. Er zieht seine Hände nicht weg.

 

Auf vielen Seiten der Bibel hören wir diese frohe Botschaft:

Gott ist verlässlich und treu. Keinen lässt er im Stich. Sogar den Sündern geht er nach.

Er ist wie der barmherzige Vater, der wartet und Ausschau hält, bis der verlorene Sohn zurückkehrt.

Er ist wie der gute Hirt, der dem verlorenen Schaf nach geht und es in der Wüste sucht, bis er es findet.

 

Gott lässt keinen von uns fallen.

Denn „keiner kann tiefer fallen als in Gottes Hände“.

Diese frohe Botschaft bringt uns Jesus und wird nicht müde, sie immer wieder zu verkünden:

Gott ist unser Vater. Wir sind seine Kinder.

Er liebt uns. Keinen von uns vergisst er.

„Und wenn eine Mutter ihr Kind vergäße, ich vergesse dich nicht“, sagt Gott (vgl. Jes 49, 15).

 

Liebe Schwestern und Brüder!

In einer Welt, wo so viele durch Enttäuschungen verbittert sind und keinem mehr recht trauen können, ist es wichtig, diese gute Nachricht von Gott, der wie ein guter Vater und eine liebende Mutter ist, weiterzusagen und sie zu bezeugen.

Wir kommen gar nicht durchs Leben, ohne öfters zu sagen:

„Ich widersage dem Misstrauen!“

Als Christen, als Töchter und Söhne Gottes, können wir immer wieder Vertrauen wagen und auch den Vertrauensvorschuss geben, den es manchmal braucht, weil wir uns getragen und gehalten wissen von einem, der uns sein Vertrauen nie aufkündigt und von dem wir wissen, dass er uns hält und birgt in seiner Treue.

„Gott entzieht keinem seine väterliche Hand.“

 

In diesem Glauben müssen wir uns immer wieder fest machen.

In dieses Vertrauen hinein müssen wir Wurzeln schlagen, damit wir Standfestigkeit gewinnen, wenn die Stürme des Lebens über uns weggehen.

 

Jeder von uns hat schon mal vor einem Baum gestanden und ihn betrachtet.

Seine Äste greifen wie Arme in den Himmel.

Ein Stamm stützt das Wunderwerk von Zweigen und Blättern.

Solange der Baum lebt, wächst er auch in die Tiefe.

Denn das wichtigste ist den Augen verborgen: die Wurzeln.

Tiefe Wurzeln geben dem Baum seine Standfestigkeit.

Er kann Stürmen widerstehen.

Durch die Wurzeln saugt der Baum die Feuchtigkeit des Bodens auf und erhält so Wasser und Nahrung zum Leben.

 

Aus welchen Quellen wird mein, unser Leben gespeist?

 

Das Tagesgebet spricht von denen, die „fest in der Liebe Gottes verwurzelt sind“.

Gott ist Ursprung und Grund aller Liebe.

Von der Liebe umfangen, sind wir geborgen.

Wer in Gottes Liebe verwurzelt ist, weiß sich geborgen in Gottes Hand.

Er kann sein ganzes Leben Gottes Händen anvertrauen.

Ja, dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt.

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