Exerzitien mit P. Pius

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Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben!

(11. Sonntag im Lesejahr A; Mt 9, 39 - 10,8)

 

Evangelium

 

 

Jesus rief seine zwölf Jünger zu sich und sandte sie aus

 

 

+Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit,

9, 36als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.

37Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter

38Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!

10, 1Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.

2Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes,

3Philíppus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus,

4Simon Kananäus und Judas Iskáriot, der ihn ausgeliefert hat.

5Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samaríter,

6sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!

7Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe!

8Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.

 

 

 

Jobsuche. Zig Bewerbungen geschrieben. Alles umsonst.

Eine schwierige OP. Die Ärzte tun, was sie können. Doch die Frau stirbt. Alle Mühe umsonst.

Losverkauf. Einer kauft drei Lose. Zwei Nieten, nichts, umsonst.

Das dritte Los gewinnt. Ein nagelneues Fernsehgerät. Ganz umsonst!

Eine diffizile Angelegenheit. Jemand hilft. Ohne Bezahlung. Einfach so. Ganz umsonst!

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Es gibt zwei Arten von Umsonst-Erfahrungen.

Die eine bedeutet Enttäuschung. Wir haben investiert, wir haben gehofft, aber ohne Erfolg, vergeblich, umsonst. – Lateinisch heißt dieses Umsonst „frustra“. Unser Wort Frustration bzw. Frust kommt daher. Wir alle können ein Lied davon singen. Sich frustriert fühlen, enttäuscht sein, niedergeschlagen. „Es ist ja doch alles umsonst…“ wie oft sagen wir das!

 

Die andere bedeutet Freude, Glück. Bei dieser Erfahrungen des Umsonst bin ich der Beschenkte. Ich habe nichts riskiert, nichts investiert, nichts gegeben, nichts geleistet. Umsonst habe ich etwas bekommen. Einfach so. Es ist mir gleichsam in den Schoß gefallen, unverdient, geschenkt. – Lateinisch heißt dieses Umsonst „gratis“. Das Wort „gratia“ steckt darin. Das heißt „Gnade“.

 

„Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben!“

So lautet der letzte Satz des heutigen Evangeliums. Es handelt sich um ein Zitat Jesu im Zusammenhang mit der Aussendung der Jünger. Was Jesus hier sagt, ist in meinen Augen ein Grundsatz bzw. ein Kennwort unseres Glaubens.

 

Mir ist dieses Wort schon seit langem wichtig und bedeutsam. Und seither begleitet es mich in verschiedenen Lebensphasen und Lebensbereichen. Erlebe ich mich doch immer wieder sowohl als Empfangender als auch als Gebender. Als einer, dem viel zukommt, einfach so, unverdient, beschenkt, oft auch unerwartet – einerseits. Und – andererseits – als einer der für andere da ist, sich zur Verfügung stellt, sich einsetzt, gewöhnlich gratis, ohne zu fragen, was krieg ich dafür oder was hab ich davon.

Empfangen und geben: Diese beiden Worte fangen sehr viel von meinem  Leben ein. Wobei ich immer wieder die Erfahrung mache: „Wer hingibt, der empfängt“ (Franz von Assisi). Und: „Wer reichlich sät, wird reichlich ernten“ (2 Kor 9, 6).

Eine andere Erfahrung: Ich kann nicht nur geben, immerzu nur geben. Ich muss auch immer wieder schöpfen und empfangen. Sonst bin ich bald erschöpft.

Und noch etwas geht mir immer mehr auf, je älter ich werde: Empfangen kommt vor Geben. Ich kann nur weitergeben, was ich selbst empfangen oder mir erworben habe. Dann aber ist nicht festhalten angesagt, sondern zur rechten Zeit auch weitergeben. Möglichst freigebig, großzügig, weitherzig – wie ER. Denn Christus hat uns geliebt und sich für uns hingegeben.

 

„Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben!“

Im Lateinischen steht da nicht „frustra“, sondern „gratis“. Was die Jünger umsonst empfangen haben, das sollen sie auf die gleiche Weise weitergeben, umsonst, ohne etwas dafür zu wollen, ohne nach Lohn zu schielen, einfach so.

 

„Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben!“

Dieses Kennwort unseres Glaubens folgt nicht der Kunst des Rechnens, sondern der Kunst des Schenkens.

Das Heil können wir uns nicht erarbeiten und nicht verdienen, beim besten Willen und bei aller Anstrengung nicht. Es ist Geschenk. Es kommt mehr zu uns als aus uns. Es ist von seinem Wesen her ganz und gar gratis. Wir können uns dafür öffnen. Wir können es aufnehmen und annehmen. Oder uns verschließen, uns verweigern. Das liegt in unserer Entscheidung. Gott zwingt sich nicht auf. Aber wie wir empfangen haben – umsonst, so sollen wir auch weitergeben – umsonst!

 

Zunächst aber sind wir Empfangende. Und Gott ist der Geber aller Gaben, der Ursprung von allem Guten.

Sagen Sie es selbst, liebe Schwestern und Brüder: Was haben wir, das wir nicht empfangen hätten? Wieviel kommt uns jeden Tag zu? Vielleicht ein guter Schlaf, gute Verdauung, Gesundheit. Dass wir Arbeit haben, unser Auskommen, ein Zuhause, Menschen, die es gut mit uns meinen. Verständnis, Vertrauen, Freundschaft, Liebe und vieles mehr. Alles nicht selbstverständlich.

 

Gerade Liebe kann man nicht herstellen und sich letztlich auch nicht verdienen. Sie ist gratis. Wahre Liebe ist nicht käuflich, sonst wird sie Ware. Geliebt-Werden ist Gnade. Es ist unbezahlbar. Wer Liebe erfährt, weiß darum. Der tiefste Sinn unseres Lebens ist die Liebe, die Liebe, die man gibt und die Liebe, die man empfängt. Für Liebe kann man eigentlich „nur“ von Herzen dankbar sein.

 

Mit der Liebe Gottes, die in Jesus Hand und Fuß bekommen hat, ist es nicht anders. Sie ist nicht zu verdienen, für kein Geld der Welt nicht. Auch sie ist unbezahlbar, gratis. Man kann dafür „nur“ dankbar sein.

 

Dank ist die angemessene Antwort auf Empfangen und Beschenkt-werden.

Dank gebührt ganz gewiss auch den Boten des Evangeliums, den Verkündern des Reiches Gottes, den Gesandten des Friedens und Bringern des Heils, wenn sie gratis weitergeben, was sie empfangen haben, wie es ihnen heute im Evangelium nahe gelegt wird.

Und dazu sind wir alle berufen, nicht nur irgendwelche Hauptamtliche im kirchlichen Dienst: Heil und Licht und Segen sein, Werkzeug des Friedens und Botin und Boten SEINER Liebe! Dazu braucht man kein Studium und keine große Ausrüstung.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Zuerst und vor allem ist Gott zu danken.

Großes hat er an uns getan! Von ihm kommt Heil und Leben. In Jesus Christus hat er uns erlöst und befreit! Wir sind Beschenkte, reich Beschenkte. Und können deshalb „nur“ von Herzen dankbar sein und weiterschenken.

Umsonst haben wir empfangen, umsonst sollen wir geben!

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