Exerzitien mit P. Pius

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Öffne Dich!

(23. Sonntag - Lesejahr B; Mk 7, 31 - 37)

 

EVANGELIUM                                                                                                   

Er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen

 

+Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

In jener Zeit

31verließ Jesus das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis.

32Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren.

33Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel;

34danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich!

35Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden.

36Jesus verbot ihnen, jemand davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt.

37Außer sich vor Staunen sagten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

 

 

 

„Effata - Öffne dich!“ Ein wunderbares Wort.

Zu einem Taubstummen hat Jesus das gesagt.

Zu einem Menschen also, der auf eine doppelte Weise verschlossen war: Seine Ohren waren zu. Er hörte nichts.

 

Nie hörte er die Wellen vom See Genesareth, nie das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Windes, das Lachen der Kinder oder die Worte seiner Mutter.

 

Aber der Mann war nicht nur taub, sondern auch stumm.

Was er fühlte, was er dachte, er konnte es niemandem sagen.

Er konnte sich nicht mitteilen.

 

Ein solcher Mensch ist wie abgeschnitten vom Leben. Er lebt weithin isoliert, einsam, autistisch.

Er verschließt sich allzu leicht in sich selbst.

 

Jesus bewirkte, dass diese doppelte Verschlossenheit sich öffnete. Er sprengte die Mauern, hinter denen ein solcher Mensch gefangen ist.

 Damals war es ein Taubstummer.

Aber ist das nicht auch unsere Geschichte?

 

Offensein - Verschlossensein.

Wir brauchen nur darüber nachzudenken, dann merken wir,

wie diese Spannung unser ganzes Leben begleitet.

 

Wie gut tut es, einem offenen Blick zu begegnen!

Wie gut tut es, ein offenes Lachen zu hören!

Was kann ein offenes Wort alles bewirken!

Nur eine offene Hand kann trösten, streicheln, empfangen und geben

 

Wir möchten alle gern offen sein. Aber wir sind‘s nicht immer.

 

Es gibt so viele Gründe verschlossen zu sein:

Ein Mensch kann sich selbst so fremd werden, dass er sich nicht mehr versteht und sich in seiner Ratlosigkeit verschließt.

Einem Menschen können die anderen so fremd werden, dass ganz unbemerkt eine Wand von Teilnahmslosigkeit und Gleichgültigkeit entsteht.

 

Ein Mensch kann so enttäuscht sein, weil er nicht geliebt wird, dass er auch selbst nicht mehr lieben kann und es auch nicht mehr will und sich verschließt in seiner Verbitterung.

 

Ein Mensch kann so verzagt in einer schlimmen, ausweglosen Situation oder wegen seiner Zukunft, dass er sich verschließt hinter seinen armen Sorgen, Nöten und Ängsten.

 

Trauer, Trennung, der Verlust eines lieben Menschen, kann so verschlossen machen, dass jemand eine Zeitlang nicht mehr wahrnimmt, was um ihn geschieht.

 

Angst kann so verschlossen machen, dass einer wie gelähmt ist.

Erlittenes Unrecht kann verschlossen machen, dauern benachteiligt und übergangen werden, nicht ernst genommen werden... 

  • Da fühlt sich eine nicht mehr angesprochen und verstanden. Sie zieht sich zurück. Und es schließen sich Türen, die von selbst so leicht nicht wieder aufgehen.

  • Da hat einer sich geärgert oder fühlt sich gekränkt und keiner hilft, das beizulegen. Missstimmung, Verdruss, sind die Folgen. Verdruss, um den sich keiner kümmert, macht Türen zu.

  • Da wird einer ständig kritisiert, dauernd hackt jemand auf ihm herum. Gekränkt macht er die Türen zu. Auch Neid und Eifersucht machen leise und unauffällig Türen zu.

 

Liebe Mitchristen!

Das alles ist gemeint mit „Effata - Öffne dich!“

Nicht nur unsere Ohren und unser Mund, nicht nur die Sinnesorgane sind gemeint, sondern auch die geistige und seelische Verschlossenheit. Unser Herz ist gemeint!

 

„Effata - Öffne dich!“ Ein befreiendes Wort.

Jesus lädt uns ein, uns zu öffnen, uns zu öffnen für einander, aber auch für sein Wort, für sein Beispiel, für seine Gesinnung, dass wie im Hören auf ihn, im Schauen auf ihn, ihm ähnlicher werden, immer mehr wie er gesinnt sind und aus seinem Geiste leben.

 

„Effata - Öffne dich!“ ist allerdings auch ein beunruhigendes Wort.

Beunruhigend wie alles, was an den Nerv geht.

Es gibt nämlich nicht nur die geheime Sehnsucht, sich zu öffnen.

Es gibt auch die geheime Angst, dass das einem nicht gut bekommt.

 

Nach dem Motto:

Sag nie etwas Wesentliches, du könntest dich ja blamieren.

Gib nichts von deinem Innern preis, du könntest dich ja lächerlich machen und verletzt werden.

Sag nicht „ich“, sag „man“! Versteck dich hinter der Allgemeinheit.

Rede belanglos: vom Wetter, der Mode, Kochrezepten, Fußball, Computer, von allem möglichen Unverfänglichem, nur nicht von dir selbst.

 

Will ich mich überhaupt öffnen?

Sich öffnen bedeutet Anstrengung, Risiko. Es ist ein Wagnis.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir können uns nichts Besseres wünschen, als dass Jesus auch in unser Leben tritt, uns heilend berührt und uns das befreiende Wort sagt: „Effata - Öffne dich!“

 

Lass das Leben in dich einströmen, für das du geschaffen bist und das Jesus dir im Namen Gottes bringt!

„Effata - Öffne dich!“ Lass dir im Hören auf sein Wort, im Gebet, in der Meditation, in der Begegnung mit ihm in den Sakramenten Kraft und Energie zuströmen!

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Nehmen Sie diese Heilungsgeschichte mit hinein in die kommenden Tage und Wochen! Lassen sie sich davon berühren! Nehmen Sie sie mit hinein in Ihre Arbeit, in Ihre Begegnungen, in Ihr Hören und Sprechen den Tag über!

 

Achten Sie einmal auf Ihr Hören und Sprechen, ob Sie wirklich mit dem Herzen hören und aus dem Herzen heraus sprechen!

 

Nehmen sie einmal wahr, wie es sich bei Ihnen verhält mit dem Sich-Öffnen und Sich-Verschließen!

 

Üben Sie immer wieder auch das Hören auf Gott, auf seine meist gar nicht aufdringliche, sondern eher leise Stimme.

Es ist eine Kunst, sie herauszuhören aus den vielen Worten und Stimmen, die täglich und stündlich an uns heran und in uns eindringen.

 

Und achten Sie auch einmal auf Ihr Sprechen!

Sind es Worte der Liebe? Sind es Leben stiftende Worte?

Worte des Mitgefühls, der Klarheit und Wahrheit?

Ist es ein Sprechen mit anderen oder mehr ein Sprechen über andere?

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn wir bereit sind, uns der Nähe, die Jesus schenkt, zu öffnen, seinem Geist, seinem Licht, seiner Gnade und Liebe, dann kann auch an uns Wunderbares, kann Heil und Heilung geschehen.

 

 

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