Exerzitien mit P. Pius

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Die Kunst des Dankens

(28. Sonntag - Lesejahr C; Lk 17, 11 - 19)

Evangelium

 

Ist keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?

 

 

+Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

 

11Es geschah auf dem Weg nach Jerusalem: Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samárien und Galiläa.

12Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen

13und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!

14Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und es geschah: Während sie hingingen, wurden sie rein.

15Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme.

16Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm. Dieser Mann war ein Samaríter.

17Da sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun?

18Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?

19Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.

 

 

 

Nur einer von zehn Aussätzigen, die geheilt worden sind, kehrt zurück, um Gott zu danken. Jesus fragt betroffen: „Wo sind die übrigen neun?“

 

„Undank ist der Welten Lohn“. Wir alle kennen das Sprichwort.

Dahinter steckt Erfahrung, oft bittere Erfahrung. Anscheinend hat Jesus diese Erfahrung auch gemacht.

 

Eine jüdische Geschichte erzählt:

Eines Tages beschloss Gott, alle Tugenden zu einem Fest einzuladen. Viele kamen, große und kleine. Sie trafen sich, freuten sich und unterhielten sich munter miteinander. – Da bemerkte der Gastgeber zwei wunderschöne Damen, die sich offenbar nicht kannten. Er führte sie zusammen und stellte sie einander vor. „Die Wohltätigkeit“ und „die Dankbarkeit“. Beide schauten sich völlig erstaunt an:

Seit die Welt bestand, begegneten sie sich zum ersten Mal. Dankbarkeit ist offensichtlich eine seltene Tugend ist.

 

Eine Familie hatte die schöne Gewohnheit, vor dem Essen gemeinsam zu beten. – Eines Tages aß man anlässlich einer Familienfeier in einem Gasthaus zu Mittag. – Als alle sich anschickten, die Hände zu falteten, wollte das jüngste Kind nicht mittun. „Willst du heute Gott nicht danken für das Essen“, fragte der Papa. „Heute brauchen wir das doch nicht“, sagte der Kleine, „heute bezahlen wir doch.“

 

Unsere Alltagssprache zeugt vom schwierigen Umgang mit dem Danken. „Dank“ schuldet man und zu „Dank“ ist man verpflichtet.

„Schuld“ und „Verpflichtung“ im Zusammenhang mit Dank zeigt, wie schwer das Danken manchmal fällt.

„Wie sagt man?“ wurden wir als Kinder gefragt, wenn wir etwas geschenkt bekamen, aber zu danken vergessen hatten.

 

 

Was macht eigentlich das Danken so schwer?

  • Können wir vielleicht besser klagen und jammern als danken?

  • Können wir besser kritisieren und protestieren als danken?

  • Sehen wir eher alles negativ? Ist unser Danken destruktiv?

  • Oder sind wir vielleicht zu eigenmächtig und zu stolz, um noch dankbar sein zu können? Schreiben wir alles uns selber zu: der eigenen Tüchtigkeit, der eigenen Leistung, der eigenen Kraft Meinen wir, alles uns selber zu verdanken?

  • Oder nehmen wir vieles zu selbstverständlich? Nahrung und Kleidung, Gesundheit und Arbeit, Liebe und Treue, Freundschaft und Vertrauen? Doch was ist schon selbstverständlich? Der gesunde Schlaf, guter Appetit, eine funktionierende Verdauung? Die gebügelte Wäsche, der gedeckte Tisch, die schönen Blumen? Die regelmäßige Müllabfuhr, die ärztliche Versorgung, das saubere Wasser? Dass ich atme, dass ich lebe? Dass ich meine Glieder regen und bewegen kann?

  • Oder sind wir oft einfach zu gedankenlos und unaufmerksam? Gehen an vielem Gutem und Schönem achtlos vorbei? Blind für die Gaben, die uns jeden Tag zukommen? Übersehen das kleine Glück und die alltäglichen Freuden?

  • Oder leben wir zu ruhelos, zu hektisch und gehetzt, um überhaupt noch innehalten, uns besinnen und danken zu können?

  • Oder prägt uns überwiegend Unzufriedenheit und überzogenes Anspruchsdenken? Wir fordern ein, wir klagen ein, wir pochen auf unser Recht, wir holen raus, was rauszuholen ist. Wo aber der Mensch nur aus dieser Haltung lebt, verliert das Leben den Geschenkcharakter. Wo sich Unzufriedenheit breit macht, ist kein Raum für Dankbarkeit. Da hat Danken keine Chance.

 

Jeder Tag hat Anlässe zur Freude und Erfahrungen, die uns dankbar stimmen können. Vergessen wir nicht die kleinen Dinge wahrzunehmen: den erfreulichen Telefonanruf, ein nettes Wort, das Lachen eines Kindes, das Scheinen der Sonne, die Farben des Herbstes, das Zwitschern eines Vogels, den abendlichen Sternenhimmel. Oder eine wohltuende Begegnung, ein gutes Gespräch, schöne Musik, ein fröhliches Lied.

 

Von einer alten, weisen Frau, die sehr glücklich lebte und eine große Lebensgenießerin war, wird erzählt, dass sie das Haus nie verließ, ohne sich eine Hand voll Bohnen einzustecken. Sie tat dies nicht, um die Bohnen zu kauen. Nein, sie nahm sie mit, um so die schönen Momente des Lebens bewusster wahrzunehmen.

Für jede Kleinigkeit, die sie erlebte – z.B. einen fröhlichen Schwatz auf der Straße, ein köstliches Brot, einen Moment der Stille, das Lachen eines Menschen, eine Tasse Kaffee, eine Berührung des Herzens, einen schattigen Platz in der Mittagshitze –, für alles, was die Sinne und das Herz erfreute, ließ sie eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Manchmal waren es gleich zwei oder drei. – Am Abend saß sie dann zu Hause und zählte die Bohnen aus der linken Jackentasche. Sie zelebrierte diese Minuten. So führte sie sich vor Augen, wie viel Schönes ihr an diesem Tag widerfahren war und freute sich.

 

Wer spürig und sensibel dafür ist, dass er Tag für Tag beschenkt wird, der kann eigentlich gar nicht anders, als dankbar zu sein.

Dankbarkeit ist der Schlüssel zur Lebensfreude.

 

Vielleicht sollten wir nicht vergessen, dass das Wort Danken mit denken zu tun hat. Danken ist „positives Denken“.

 

Undank verschließt das Herz.

Dank öffnet es für Gott und die Menschen.

 

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