Erste Lesung
Weh den Sorglosen; das Fest der
Faulenzer ist vorbei
Lesung
aus dem Buch Amos
1Weh den
Sorglosen auf dem Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samária!
4Ihr liegt auf
Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch
Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall.
5Ihr grölt zum
Klang der Harfe, ihr wollt Musikinstrumente erfinden wie David.
6Ihr trinkt den
Wein aus Opferschalen, ihr salbt euch mit feinsten Ölen, aber über den Untergang
Josefs sorgt ihr euch nicht.
7Darum müssen
sie jetzt in die Verbannung, allen Verbannten voran. Das Fest der Faulenzer ist
vorbei.
Liebe Schwestern und Brüder,
„Weh den Sorglosen auf dem
Zion“ – so beginnt der Prophet Amos seine Anklage. Und was folgt, ist eine
scharfe Kritik an den Reichen und Mächtigen seiner Zeit: Sie liegen auf Betten
aus Elfenbein, trinken Wein aus großen Humpen, salben sich mit feinsten Ölen –
und kümmern sich nicht um den Untergang Josefs, also um das Leid ihres Volkes.
Amos spricht nicht gegen Reichtum
an sich. Er prangert die Gleichgültigkeit an, die Ignoranz gegenüber dem Elend
der anderen, die Selbstzufriedenheit, die blind macht für die Not vor der
eigenen Tür.
Was bedeutet das für uns heute?
Wir leben in einer Welt, in der Luxus und Armut oft Tür an Tür existieren.
Während manche sich in Konsum und Komfort verlieren, kämpfen andere ums tägliche
Brot. Die Worte des Amos sind keine historische Fußnote – sie sind ein Spiegel
für unsere Zeit.
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„Weh den Sorglosen“ – das
könnte heute heißen: Weh denen, die sich in ihrer Blase aus Wohlstand und
Sicherheit eingerichtet haben und nicht mehr sehen, was draußen geschieht.
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Die „Betten aus Elfenbein“
sind heute vielleicht Designerwohnungen, teure Urlaube, oder das neueste
Smartphone – alles an sich nicht verwerflich, aber gefährlich, wenn es uns
blind macht für die Welt um uns herum.
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Der „Untergang Josefs“ ist
heute das Leid der Geflüchteten, die Einsamkeit der Alten, die Verzweiflung
der Jugendlichen ohne Perspektive.
Amos ruft nicht zur Askese,
sondern zu Verantwortung und Umkehr. Er fordert, dass wir nicht nur in unseren
eigenen Komfort investieren, sondern auch in Mitgefühl, Gerechtigkeit und
Solidarität. Denn wer sich nur um sich selbst dreht, verliert den Blick für das
Wesentliche – für den Menschen neben sich.
Und was bedeutet das für die
Kirche? Wenn wir als Kirche, als Gemeinschaft der Glaubenden, diesen Ruf
ernst nehmen, dann dürfen wir nicht nur Gottesdienste feiern, sondern müssen
auch hinausgehen – zu denen, die vergessen wurden. Wir müssen hinschauen,
hinhören und handeln. – Denn das Fest der Faulenzer, sagt Amos, ist vorbei. Es
ist Zeit, aufzuwachen.
Liebe Schwestern und Brüder,
lassen wir uns von Amos wachrütteln. Nicht mit Schuldgefühlen, sondern mit dem
Mut zur Veränderung. Damit wir nicht nur fromm leben, sondern auch gerecht.
Damit unser Glaube nicht nur Worte bleibt, sondern zur Tat wird. |