Exerzitien mit P. Pius

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Jesus - Weg, Wahrheit und Leben

(Predigt bei der Frauenwallfahrt am 03. Juli 2019 in Walldürn; Joh 14, 1 - 6)

 

EVANGELIUM                                                                                                   

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben

 

+Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

1Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!

2Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?

3Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.

4Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr.

5Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?

6Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.

 

 

 

Liebe Frauen, liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer!

Wir leben in einer spannenden Zeit. Vieles bewegt sich. Vieles verändert sich. Vieles ist im Umbruch. Vieles gerät durcheinander. Das gilt für Politik, Wirtschaft und Technik. Das gilt für Gesellschaft und Kirche. Und es gilt auch für die Berufs- und Arbeitswelt.

Und mir kommt vor, die Räder drehen sich immer schneller, die Veränderungen geschehen immer rasanter. Die fortschreitende Digitalisierung beschleunigt alle Lebensbereiche. Wachstum, Beschleunigung, Innovation. Das ist fast wie eine Diktatur.

 

Eine Sekretärin von einer Ortsverwaltung klagte neulich über dauernd neue Computersysteme, immer neue Programme, immer wieder Umstrukturierungen. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Und überall wird Personal eingespart. Immer mehr wird ihr aufgehalst. Immer mehr, immer schneller, immer rationeller, immer noch effizienter und noch gewinnbringender. – „Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb nehmen mich gefangen, jagen mich“, heißt es in einem Lied.

 

Überforderung, Druck, Zwänge, Ängste, Stress sind Lebensbremsen. Sie rauben Kraft und Lebensfreude. Und auf Dauer machen sie krank. Dazu kommt in unserer multioptionalen, multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft ein unwahrscheinlicher Werte- und Normenpluralismus. Alles ist gleich gültig.

 

Doch was ist richtig? Was ist wichtig? Was ist wahr?

Wo finden wir Orientierung im Dschungel des Lebens? Wer zeigt uns den Weg? Wo ist Sinn und Ziel? Was gibt Halt und was trägt, wenn das Leben einem übel mitspielt?

 

Im alten Gotteslob (623) stand ein Lied, das diese Situation meines Erachtens einmalig gut einfängt und aufnimmt, aber auch Antwort gibt. Der Text stammt von Lothar Zenetti. Er lautet:

  1. „Worauf sollen wir hören, sag uns worauf? So viele Geräusche, welches ist wichtig? So viele Beweise, welcher ist richtig? So viele Reden! Ein Wort ist wahr.

  2. Wohin sollen wir gehen, sag uns wohin? So viele Termine, welcher ist wichtig? So viele Parolen, welche ist richtig? So viele Straßen! Ein Weg ist wahr.

  3. Wofür sollen wir leben, sag uns wofür? So viele Gedanken, welcher ist wichtig? So viele Programme, welches ist richtig? So viele Fragen! Die Liebe zählt.“

Wohin sollen wir gehen? Worauf sollen wir hören? Wofür sollen wir leben? – Weg, Wahrheit, Leben.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Sie haben es vorhin gehört. Jesus offenbart sich am Schluss des heutigen Evangeliums seinen Jüngern genau so: als der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und zwar sagt er: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“

 

Es ist eines von sieben Ich-bin-Bildworten, die uns der Evangelist Johannes aus dem Mund Jesu überliefert. Die anderen lauten: „Ich bin die Tür“; „Ich bin der wahre Weinstock“; „Ich bin das Brot des Lebens“; „Ich bin der gute Hirt“; „Ich bin das Licht der Welt“; und als letztes zu Marta bei der Auferstehung des Lazarus gesprochen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“

 

Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer! Schwestern und Brüder!

In diesen Ich-bin-Bildworten dürfen wir das „Ich-bin-da“ durchtönen hören, mit dem Gott sich dem Mose zu erkennen gab: die große Gottesoffenbarung am brennenden Dornbusch.

 

Die Situation des Mose ist – wie bei uns oft – Angst, Unsicherheit, Verzagtheit. Gott hat Großes mit ihm vor. Er soll das Volk Israel aus der Knechtschaft in die Freiheit führen, aus dem Sklavenhaus Ägyptens in das gelobte Land. Eine Riesenaufgabe! Mose fühlt sich hoffnungslos überfordert. Es plagen ihn Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle. – Sehen Sie: In dieser Situation macht Gott ihm Mut. „Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir! Ich, der ich bin da. Und ich werde da sein, immer, zu jeder Zeit und werde all deine und eure Wege mitgehen.“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Einige Jahrhunderte später eine ähnliche Situation: Jerusalem wird in Trümmer gelegt, das Heiligtum des Tempels zerstört und große Teile des Volkes Israel nach Babylon verschleppt. Dort im fremden Land, in der Not der Verbannung fragen sich die Israeliten: Wo ist Gott? Hat Gott uns vergessen, hat er uns verlassen? Wo ist sein starker Arm? Wo ist Rettung und Hilfe.

Auch da wieder Unsicherheit, Zweifel, Frustration, Resignation. Wer von uns kennt das nicht? Sind diese Gefühle uns nicht ganz vertraut?

 

Sehen Sie: In dieser missmutigen Stimmung, die Hoffnung am Nullpunkt, kein Licht am Ende des Tunnels, da ist es der Prophet Jesaja, der im Elend des Exils, in dieser ausweglos scheinende Situation Worte hat, die aufrichten und trösten, Worte, die das Mit-Sein Gottes bestätigen und Befreiung verheißen.

 

Gott will sein Volk retten und heimführen. Wir haben diese wunderschönen und aufbauenden Worte vorhin in der Lesung gehört (Jes 43, 1 - 5a). Es sind gleichsam Worte aus dem Herzen Gottes. – Auch hier wieder – wie schon bei Mose – das „Fürchte dich nicht!“ Und ebenso das ICH BIN. „Ich bin mit dir!“ „Denn ich bin dein Gott. Ich, der Heilige Israels, bin dein Retter.“

 

Übrigens, liebe Schwestern und Brüder, das Evangelium von heute, das in der Aussage Jesu aufgipfelt „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, dieses Evangelium ist ebenfalls in eine Situation der Ratlosigkeit und Unsicherheit hineingesprochen. Der Abschnitt entstammt nämlich den Abschiedsreden Jesu.

 

Jesus teilt den Seinen mit, was ihm bevorsteht. Er lässt sie wissen, dass er nicht mehr lange unter ihnen sein wird. Er spricht von seiner Heimkehr zum Vater. Er redet von himmlischen Wohnungen, die er vorbereiten will. Er verspricht ihnen einen anderen Beistand. Doch die Jünger haben keine Ahnung, was Jesus meint. Sie blicken nicht durch. Sie verstehen nur Bahnhof. Sie sind ratlos und verzagt. Gleichzeitig machen die Worte Jesu sie traurig und betrübt.

 

Da sagt Jesus zu ihnen: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren!“ Eine andere Übersetzung lautet: „Euer Herz erschrecke nicht!“

Fridolin Stier übersetzt (ganz nah am Urtext): „Euer Herz lasse sich nicht durcheinander bringen!“ Jesus will, dass die Seinen sich nicht ängstigen, dass sie nicht verzagen. Aber dabei belässt er es nicht. Er fügt hinzu: „Glaubt an Gott und glaubt an mich!“

 

Mit Glaube ist hier kein Satz-Glaube gemeint, keine Katechismuswahrheiten. Glauben meint hier Vertrauen! Jesus sagt: „Vertraut auf Gott und vertraut auf mich“. Das heißt: Habt keine Angst! Habt Mut! Glaubt und vertraut!

 

Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer!

Diese Worte Jesu dürfen wir auf uns hin hören und auf uns anwenden. Denn Jesu Worte sind überzeitlich. Sie sind immer aktuell. Sie sind jetzt und heute uns gesagt: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren!“ Es ängstige sich nicht und verzage nicht! Macht es fest in Gott! Glaubt an Gott! Vertraut auf Gott!

 

Sehen Sie: Bei allem Unwägbaren, bei aller Ungewissheit, dem unser persönliches, gesellschaftliches und kirchliches Leben ausgesetzt ist, bei allen Veränderungen und Umbrüchen, bei allem rasanten Wandel – nicht die Dinge, die uns erschrecken, sollen uns beherrschen, sondern der Glaube soll die Kraft unseres Lebens sein. Jedoch nicht so, dass all unsere Befürchtungen, Sorgen und Probleme mit einem frommen Zuckerguss überzogen werden, sondern so, dass wir in den Ängsten, Nöten und Sorgen nicht untergehen, dass wir vielmehr einen tragenden Grund spüren, Stand haben und die Kraft, die Dinge, die uns ängstigen, bedrücken und bedrängen, durchzustehen, sie zu bestehen, dass wir sie zu überwinden vermögen. Und darum gläubig, voll Hoffnung und mit Zuversicht leben können.

 

Liebe Frauen, liebe Schwestern und Brüder!

Heute, an diesem Walldürner Wallfahrtstag, da können und dürfen wir alles zu Jesus bringen, all unsere Nöte und Ängste, all unsere Anliegen und Sorgen zum kostbaren Blut Jesu Christi. Alles ihm geben, alles ihm anvertrauen, alles in seine Hände legen. – Da ist Trost und Heil. Da ist Liebe und Frieden. Da ist Licht und Segen. Und uns neue Kraft schenken lassen, Zuversicht schöpfen, starke Hoffnung und frohen Mut, um unseren Weg getröstet und gestärkt weitergehen zu können.

 

Ein Psalmwort lautet: „Gut ist es zu vertrauen auf den Herrn, gut zu hoffen auf den Herrn!“ Und ein anderes: „Hoffe auf den Herrn und sei stark! Hab festen Mut und hoffe auf den Herrn!“

Ja, wir können, wie der Jesuitenpater Alfred Delp in der Nazihaft geschrieben hat, „Wir können dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern weil Gott es mit uns lebt“.

 

 

 

Beachten Sie auch die Fotoimpressionen aus diesem Festhochamt am 03. Juli 2019 in Walldürn

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