Exerzitien mit P. Pius

Sie sind hier: Startseite Predigten Besondere Anlässe Professjubiläum

Startseite
Jahresprogramm
Vorschau
Predigten
   Advent
   Weihnachten
   Fastenzeit
   Karwoche
   Ostern
   Pfingsten
   Sonntage im Jahreskreis A
   Sonntage im Jahreskreis B
   Sonntage im Jahreskreis C
   Werktage im Kirchenjahr
   Besondere Anlässe
   Festtage von Heiligen
   Herrenfeste
   Marienpredigten
   Papst und Kirche
Vorträge
Bildmeditationen
Geistliche Impulse
Persönliches
Fotogalerie
Kontakt
Links
 
 
 
 
 

Professjubiläum

(Predigt anlässlich des 40. Ordensjubiläums im Mutterhaus der Franziskanerinnen vom göttlichen Herzen Jesu in Gengenbach, 12. August 2006)

 

Liebe Jubilarinnen, liebe Schwestern, liebe Mitbrüder,

liebe Verwandte und Freunde der Jubilarinnen!

 

Der heutige Tag ist ein Tag der Freude und des Dankes.

Dank gebührt, meine ich, zu allererst Gott, dem Gott, der Sie berufen und vor 40 Jahren in seinen Dienst genommen hat.

Ja, Dank für die Gnade der Berufung! „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“, sagt Jesus im Anschluss an das Weinstockgleichnis.

Jede Berufung – wir haben das in den Tagen der Exerzitien bedacht – jede Berufung ist ein Geschenk, eine Gnadengabe des Hl. Geistes und gleichzeitig ein nie ganz fassbares und letztlich unauslotbares Geheimnis.

Dank auch, liebe Schwestern, für die Treue Ihrer Berufung.

Denn es ist gar nicht mehr selbstverständlich, treu zu sein.

Langfristige oder sogar lebenslange Bindungen einzugehen und dann auch in Treue dazu zu stehen, das ist heute ganz gar nicht mehr selbstverständlich in einer Gesellschaft, in der Mobilität und Flexibilität gefragt ist und die von Unruhe, ständigen Aufbrüchen und Veränderungen geprägt ist.

Dank, liebe Schwestern, dass Sie 40 Jahre lang Ihr Versprechen gehalten haben und es mit Leben und Liebe füllen konnten.

Gott hat Sie berufen. Gott hat Sie in all den Jahren begleitet.

Er hat Sie geführt. Ohne ihn gäbe es heute nichts zu feiern.

Ohne ihn wären wir heute nicht hier zusammen.

Dank gebührt Gott.

Dank aber auch ihnen, liebe Jubilarinnen, dass Sie dem Ruf Gottes Gehör geschenkt haben, dass sie ihm gefolgt sind, dass Sie sich auf Gott eingelassen haben, dass Sie sich von Gott haben an der Hand nehmen lassen, dass Sie seiner Führung vertrauten, dass Sie es wagten, seinen Weg und den Weg mit ihm in Treue zu gehen.

Bischof Reinhard Lettmann von Münster berichtet nach einem Besuch in Rumänien von einer Ordensschwester, die in der päpstlichen Nuntiatur in Bukarest gearbeitet hatte.

Zur Zeit des kommunistischen Regimes wurde sie als „Spionin“ verhaftet und musste 14 Jahre im Gefängnis verbringen.

Dreimal hat man ihr die Freilassung angeboten, wenn sie ihr Leben als Ordensschwester aufgebe. Sie dürfe sogar in Freiheit als Ordensschwester leben, wenn sie mit dem Geheimdienst zusammenarbeite. – Es ist erstaunlich, welch großmütige Antwort diese Ordensschwester gab. Sie sagte: „Freiheit ist ein hohes Gut, ein höheres Gut ist aber, Gott und sich selbst treu zu bleiben.“

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Ist das nicht etwas ganz Wichtiges und ganz Zentrales in unserem Leben, sei es im Kloster, sei es als Priester, sei es als Christ in der Welt: treu sein, treu bleiben, Gott gegenüber, den Menschen und nicht zuletzt auch sich selbst?

Treu sein: wie und weil Gott treu ist. Er vergisst uns nicht. Er verlässt uns nicht. In Liebe und Treue hält er zu uns und ist für uns da. - „Kann denn eine Frau ihr Kind vergessen, eine Mutter ihren eigenen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergäße, ich vergesse dich nicht“, so spricht Gott (beim Propheten Jesaja).

 

Auch das heutige Evangelium richtet unseren Blick auf die Treue.

Im bekannten Bildwort vom Weinstock weist Jesus ganz ausdrücklich darauf hin, dass die Rebzweige nur leben und Frucht bringen, wenn sie am Weinstock bleiben. Jesus sagt:

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch!“

 

Wir können uns selbst nur dann treu bleiben, wenn wir die Treue zu Jesus bewahren und wenn uns Christus in seiner Treue hält.

Dazu brauchen wir nicht viele Worte, sondern eine innige und feste Verbindung, ja, ich möchte sagen, eine tief empfundene Freundschaft mit Jesus.

 

Da kommen mir die Heiligen in den Sinn, die wir in dieser Woche gefeiert haben: der Papst und Märtyrer Sixtus, die Karmelitin und Märtyrin Theresia Benedikta vom Kreuz (Edith Stein), der Diakon und Märtyrer Laurentius, schließlich Klara von Assisi. Und heute ist der Gedenktag des Priester und Märtyrers Karl Leisner.

Jeder und jede von ihnen hat auf seine oder ihre Weise in und aus der Freundschaft mit Christus gelebt. Jeder und jede hat mit der Nachfolge Christi ernst gemacht. IHM waren sie in Treue ergeben. Einzig IHM galt ihre Liebe. Mutig bekannten sie sich zu ihm, standhaft ertrugen sie Folter und Pein.

“Nichts konnte sie scheiden von der Liebe Christi.“ (vgl. Röm 8,19)

„Mit ihrem Herrn, den sie geliebt, mit ihrem Herrn, dem sie gefolgt im Leid, stehn sie als Sieger in der Herrlichkeit.“

 

Liebe Jubilarinnen!

Vor 40 Jahren haben Sie Ihr Ja-Wort gegeben. Vier Jahrzehnte haben Sie durch Dick und Dünn, in Höhen und Tiefen in Treue zu diesem Ja-Wort gestanden. Und heute werden Sie es noch einmal bestätigen und es bekräftigen.

Danke für Ihre Zeugnis des Glaubens! Danke für Ihre Treue!

Danke für ihr Zeugnis eines Lebens in der Freundschaft mit Christus, der der wahre Weinstock ist.

 

Es kann sein, dass sie die enge Verbundenheit mit Christus in diesen 40 Jahren nicht immer gespürt haben. Es kann sein, dass Sie sogar die dunkle Nacht der Seele kennengelernt haben.

Sehen Sie: Auch für jemand, der sich ganz Gott verschrieben und sich Gott geweiht hat, läuft nicht immer alles glatt.

Manches kommt anders als erwartet. Man gerät in Krise.

Es gibt leidvolle Zeiten, steile und steinige Wegstrecken.

Es gibt Fragen, Zweifel, Ängste, Nöte.

Und doch: auch wo es nicht leicht war, haben Sie ausgeharrt, haben auf Gott vertraut und sind in Treue ihren Weg gegangen.

Immer wieder haben Sie Kraft gefunden, Trost empfangen, Zuversicht geschöpft, Mut bekommen: Vor allem im Gebet und in der Meditation, im Lesen, Hören und Betrachten des Wortes Gottes, durch die Begegnung mit dem Herr im Empfang der Sakramente, vor allem des Bußsakramentes, wo wir der barmherzigen Liebe Gottes begegnen, und im heiligsten Sakrament des Altares, wo Jesus selbst mit seinem Leib und Blut gegenwärtig ist und in hl. Kommunion zu uns kommt, sich uns schenkt, uns erquickt und stärkt, uns hilft und heilt.  – So haben Sie immer wieder Licht und Kraft, Trost und Stärkung, Freude und Gnade empfangen.

Gott sei Dank!

 

In den Dank des heutigen Festtages für die Berufung und für die geschenkte Treue in Christus, wollen wir auch den Dank einschließen für all das, was Sie, liebe Jubilarinnen, in diesen 40 Jahren wirken und vollbringen durften.

Im Weinstockgleichnis wird das „Fruchtbringen“ ausdrücklich genannt. Sieben mal kommt es vor. „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“

Das ist von allen gesagt, die Christus nachfolgen und auf ihn getauft sind. Und doch gilt es vom gottgeweihten Leben ganz besonders. Denn durch die Gelübde, die Sie, liebe Jubilarinnen, vor 40 Jahren als Richtschnur für ihr Leben gewählt und versprochen haben, sind Sie mit Christus in einer einmaligen Weise verbunden.

Und so ist Ihr Lebenszeugnis und Ihre Lebensform in besonderer Weise geeignet, auf Christus hinzuweisen und ihn in der Kirche, in den Gemeinden und in der Welt sichtbar zu machen und ihn lebendig werden zu lassen.

Ihr Dienst in der Seelsorge, im apostolischen, caritativen oder sozialen Bereich, Ihr selbstloser Dienst am Nächsten, besonders auch an den Schwachen und Hilfsbedürftigen macht die Liebe Jesu sichtbar, die Liebe, mit der Er sich besonders und mit Vorliebe den Kleinen und Armen, den Aussätzigen und Kranken, den Bedrängten und Beladenen zugewandt und ihnen seine Nähe und Heilung und Segen geschenkt hat. 

  • Wie vielen Menschen sind Sie in den 40 Jahren begegnet?

  • Wie vielen konnten und durften Sie Weggefährtin sein?

  • Wie vielen in der Begleitung helfen und beistehen?

  • Wie viele konnten und durften Sie trösten, ihnen Mut machen und sie im Glauben und Gottvertrauen bestärken?

  • Wie vielen Christus bezeugen?

Was Sie einem der Geringsten getan haben, Sie haben es IHM getan, IHM sind Sie begegnet. Und Er wird ihr Lohn sein.

Ich denke auch an ihre Arbeit hier im Mutterhaus, in den Filialen, in den Gemeinden, in den Einrichtungen Ihrer Kongregation. Gewiss war’s manchmal auch mühevoll. Gewiss gab es Durststrecken, vielleicht auch den einen oder anderen Schicksalsschlag. Gewiss gab es auch Müdigkeit und Resignation. Sie brauchten Kraft, Ausdauer und Geduld. Gewiss gab es auch Konflikte, Spannungen, Ärger. Auch im Ordenskleid ist und bleibt man Mensch. Und Sie wissen: wo Menschen zusammenleben, da menschelt’s. - Oft erfahren wir und es wird uns bewusst: „Wir tragen diesen Schatz in irdenen Gefäßen.“

Aber ich bin überzeugt: In aller menschlichen Schwachheit und sogar Sündigkeit konnten und durften Sie doch Frucht bringen und Jüngerin Jesu sein.

Wie viel konnten sie helfen, sich einbringen, Gutes tun, oft unauffällig, still und verborgen. Die Absicht ist entscheidend.

Aus Liebe zu Gott, Ihm zur Ehre und den Menschen zum Segen.

 

Eines möchte ich nicht vergessen, liebe Schwestern, Ihr Gebet, besonders auch Ihr stellvertretendes Gebet, Ihr Beten für andere, nicht zuletzt auch für Ihre Angehörigen und Verwandten, ihre Mitschwestern, für die Gläubigen und die Priester, für die Diözese, für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt!

 

Gerade dieser Dienst ist gar nicht hoch genug zu bewerten. Er ist unersetzlich und unbezahlbar. Und ich kann nur sagen: Lassen Sie nicht nach im Gebet! Bleiben Sie dran! Machen Sie weiter so! Gehen Sie nicht nur in der Arbeit auf! Vergessen und versäumen Sie nicht, was Jesus „das eine Notwendige“ nennt.

Ja, intensivieren Sie das Gebet. Die Kirche braucht es dringend und die Welt hat es bitter nötig.

 

Danke für all Ihre Arbeit, Ihren Dienst, Ihr Zeugnis und Ihr Gebet.

Gott möge es Ihnen lohnen.

 

Zum Schluss, liebe Jubilarinnen!

Das Evangelium des heutigen Tages richtet unseren Blick auch auf die Zukunft. Wie Christus all diese Jahre bei Ihnen war, so wird er Sie auch weiterhin bewahren und begleiten.

Das ist seine ausdrückliche Verheißung: „Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, so bittet um alles, was ihr wollt. Ihr werdet es erhalten!“ – Was für eine Zusage!

Warum nehmen wir eigentlich Jesus so wenig beim Wort?!

 

Das Entscheidende ist allerdings auch hier:

In Ihm bleiben! Und ihn hereinlassen in unser Leben, ihm Raum geben mit seinem Geist und seinem Wort.

 

Liebe Jubilarinnen!

Sie werden vielleicht heute nicht nur dankbar zurückschauen, sondern auch ein wenig ausschauen auf künftige Jahre.

Und vielleicht fragen Sie: Wie geht es mit mir weiter? Was kommt mit zunehmendem Alter auf mich zu? Vielleicht fragen Sie auch: Was kommt auf uns zu? Wie geht es weiter mit der Kongregation bei immer mehr Älteren und immer weniger Jungen?

Ich bitte Sie: Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen. Verzagen Sie nicht! Lassen Sie den Allerhöchsten sorgen und walten!

Und glauben Sie: „Was Gott tut, das ist wohlgetan.“ „Er weiß alles wohl zu lenken.“ Außerdem: „In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über uns Flügel gebreitet!“

Also: Nur Mut! Gott führt und leitet.

Im Übrigen:Sing, bet und geh auf Gottes Wegen! Verricht das Deine nur getreu!“

   „Tu, was du kannst; mit dem, was du hast; dort, wo du bist!“

 

Liebe Jubilarinnen!

Vertrauen Sie weiter der Führung und Verheißung Gottes!

Wer seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Bitten Sie ihn - und wir tun es heute mit Ihnen -, dass er Ihnen Kraft gibt und Treue schenkt für Ihre Aufgabe und dass er ihnen zeigt, wo Ihr Lebenszeugnis auch zukünftig gebraucht wird.

Nützen Sie jeden Tag, den Gott Ihnen schenkt!

Und vergessen Sie nicht: Jeder Tag ist ein neuer Anfang!

 

Ansonsten gilt das Wort von Alfred Delp:

„Wir können dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern weil Gott es mit uns lebt.“

Gott ist treu. Er wird es fügen.

   Druckansicht

 

Seitenanfang