Exerzitien mit P. Pius

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Heilige Birgitta von Schweden (23.07.)

 

 

Von manchen Menschen sagt man, sie seien ihrer Zeit weit voraus gewesen. Auf Birgitta von Schweden trifft dies ohne Zweifel zu. Sie lebte im 14. Jahrhundert, aber ihre Lebensgeschichte könnte sich genauso gut im 20./21. Jahrhundert abgespielt haben.

 

Eine Frau aus besten Kreisen, glücklich verheiratet, entschließt sich, nachdem die Kinder ihre eigenen Wege gehen, zusammen mit ihrem Mann auf Reisen zu gehen. Nach dem Tod des Mannes lässt sie sich im Ausland nieder. Durch ihre Veröffentlichungen übt sie einen starken Einfluss auf Kirche und Politik aus.

Ohne Zweifel eine ungewöhnliche Frau. Aber das ist nicht alles.

 

Wir dürfen nicht verschweigen, dass sie Mutter von acht Kindern war, vier Söhne und vier Töchter. Das war damals nicht außergewöhnlich. Sie hat sich um die Erziehung ihrer Kinder gekümmert, obwohl sie auf Grund ihrer Stellung am königlichen Hof immer unter Zeitdruck stand. Sie teilt dieses Schicksal mit allen berufstätigen Müttern. – Mit ihrem Mann legte sie Wert auf ein harmonisches Familienleben, auf gemeinsame Mahlzeiten und gemeinsames Beten. Das religiöse Tun im Hause Birgittas war von tiefer Innerlichkeit geprägt. Man war im guten Sinn fromm.

 

Dies lässt sich auch am Reiseziel ablesen, zu dem sich das Grafenpaar nach dem Tod des jüngsten Sohnes auf den Weg machte: Santiago de Compostela. Es war eine Pilgerfahrt. Wer solche Wallfahrten unternahm, hatte nicht selten Grund, für Verfehlungen zu büßen. Birgitta und ihr Mann hatten andere Gründe. – Sie wollten Gott danken, danken für ihr gemeinsames Leben, danken für ihre Kinder. Sie wollten Gott bitten für ihren verstorbenen Sohn und sich selbst auf die Ewigkeit vorbereiten.

 

Wir dürfen auch nicht verschweigen, dass sich das religiöse Leben von Birgitta nach dem Tod ihres Mannes steigerte. Häufig hatte sie Visionen. Schon als neunjähriges Kind sah sie nach einer Predigt, die sie tief erschüttert hat, Christus. Der leidende Heiland sprach zu ihr. Er gab ihr Aufträge. Er veranlasste sie, einen Orden zu gründen. Das erste Kloster des Ordens entstand zu Vadstena in Schweden. Ihre Tochter Katharina wurde dort Äbtissin. Birgitta trat nicht ins Kloster ein. Ihre Aufgabe sah sie in der Welt. Sie ging nach Rom. An den Gräbern der Apostelfürsten wurde sie zur unerbittlichen Mahnerin. Sie geißelte die Missstände der damaligen Kirche. Sie rief die Päpste, die damals in Avignon residierten, auf, nach Rom zurückzukehren. Man nahm die offenen Briefe Birgittas ernst, vor allem ihren Ruf zu einer inneren Erneuerung der Kirche.

 

Noch etwas dürfen wir nicht verschweigen. Immer hatte sie eine offene Hand für die Armen. Als Schlossherrin lud sie fast täglich Arme zu Tisch. Die Armen von Rom erkannten in der schwedischen Gräfin sehr rasch eine treue Helferin.

 

Birgitta war nicht nur ihrer Zeit voraus. Sie ist auch unserer Zeit voraus, denn ihr ganzes Leben richtete sie hin auf Christus und seine Kirche. Nichts bewegte sie tiefer als die Sehnsucht nach dem ewigen Leben. Sie war nicht auf der Suche nach Glück, sondern auf der Suche nach dem Willen Gottes.

 

Von daher kam ihr Ja zu einer christlich gelebten Ehe. Von daher kam ihr Ja zu ihren Kindern. Von daher konnte sie den Tod ihres Sohnes und ihres Mannes annehmen. Von daher kam ihre Bereitschaft, den Armen zu helfen. Von daher kam ihr Mut, die Verantwortlichen in der Kirche zur Ordnung zu rufen.

 

Die Worte der Lesung – aus dem Brief des heiligen Apostels Paulus an die Galater – sind der heiligen Birgitta aus dem Herzen gesprochen: „Ich bin mit Christus gekreuzigt worden. So lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2, 19 - 20)

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