Exerzitien mit P. Pius

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Maria, Tempel des Herrn

(Predigt in der Wallfahrtsmesse am Samstag, 01.07.2017)

 

Wenn man gefragt wird, was Maria besonders ausgezeichnet hat, dann gibt es viele Möglichkeiten zu antworten.

Eine Antwort könnte lauten: In Maria hat Gott selbst gewohnt.

 

Noch bevor Jesus unter uns Menschen gewohnt hat, hat Maria ihn 9 Monate in ihrem Schoß getragen.

Und so war sie und ist sie wirklich Tempel Gottes.

 

„Du Gottes heilges Zelt, in deinem Schoß barg sich der Herr der Welt“ haben wir im Eingangslied gesungen.

 

Und im Schlusslied wird es in der letzten Strophe im Blick auf Maria heißen: „…die selbst der Herr sich zum Tempel erbaut.“

 

Das ist übrigens ein Gedanke, der schon im Tagesgebet dieser hl. Messe angeklungen ist.

Da haben wir gebetet: „Gott in deiner Schöpfermacht hast du den jungfräulichen Schoß Mariens auf wunderbare Weise als einen heiligen Tempel für deinen Sohn erbaut.“

 

Die Präfation, die wir nachher hören, preist Maria ebenfalls als Tempel, wörtlich als „einzigartigen Tempel“, als Tempel der göttlichen Herrlichkeit.

Und das mit zweifacher Begründung.

Erstens auf Grund ihres Gehorsams im Glauben.

Und zweitens auf Grund der Menschwerdung des Sohnes Gottes aus ihr, der seligen Jungfrau.

 

Ich weiß nicht, liebe Schwestern und Brüder, ob Sie sich noch an den Ruf vor dem Evangelium erinnern.

Da haben wir Maria mit drei Anrufungen gegrüßt, die alle auch in diese Richtung gehen: „du Tempel der Gerechtigkeit“, „Tempel der Barmherzigkeit mit uns Sündern“ und „Tempel des Heiligen Geistes“, die der Vater für seinen Sohn erwählt.

 

Noch andere Bilder aus der hl. Schrift werden in den Texten und Gebeten der heutigen hl. Messe auf Maria angewendet, Bilder, die fast die gleiche Bedeutung haben wie das Bild vom Tempel.

Zum Beispiel: „des Höchsten heilige Wohnung“ oder „goldenes Haus“. Sodann das Bild von der „Königshalle“, in der der König der Könige wohnt. Weiterhin wird Maria „heilige Stadt“ genannt und schließlich „Lade des Neuen Bundes“, weil sie „in sich den Urheber des Neuen Gesetzes birgt“.

 

Übrigens, liebe Schwestern und Brüder:

Der heilige Franziskus grüßt in einem Gebet Maria voll Staunen und Ehrfurcht mit ähnlichen Bildern:

„Sei gegrüßt, du sein Palast! Sei gegrüßt, du sein Gezelt! Sei gegrüßt, du seine Wohnung!“

 

Liebe Mitchristen!

Was Maria war, das können und dürfen auch wir sein: Tempel Gottes, Tempel des Heiligen Geistes.

 

Wie das? Und warum?

Ganz einfach: weil Gott auch in unserem Herzen wohnt.

Durch die Taufe und Firmung sind auch wir Tempel Gottes und werden es immer neu in der heiligen Kommunion.

 

Im Brief an die Korinther fragt der Apostel die Gemeindemitglieder: „Wisst ihr nicht, dass ihr ein Tempel Gottes seid und dass Gottes Geist in euch wohnt?“

 

 

Tempel Gottes sein, Wohnung des Heiligen Geistes.

Das ist ihre Identität, das ist ihre Würde. Das ist ihre Berufung.

Das sollen sie immer bedenken und nie vergessen.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Was der Apostel der Gemeinde damals sagt, das gilt auch uns heute.

Wir sehen das auch oft nicht oder viel zu wenig.

Wie oft denken wir gering von uns selbst.

Wie oft sehen wir nur das Schlechte und nicht das Gute.

 

Wohnung Gottes! Das war Maria. Das war ihre Berufung.

Wohnung Gottes! Das ist auch unsere Würde als Getaufte. Das ist auch unsere Berufung als Christen.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Im Evangelium haben wir heute ein Wort aus den Abschiedsreden Jesu gehört, das mir persönlich sehr viel bedeutet.

Ich bin vor Jahren darauf gestoßen. Seitdem begleitet es mich.

 

Da sagt Jesus zu den Seinen:

„Wer mich liebt, hält fest an mein Wort, mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“

 

Ein wunderbares Wort, eine großartige Verheißung!

Es ist gar nie ganz auszuloten. Man muss es sich immer wieder vorsagen, meditieren, gleichsam schmecken, verkosten, es ganz tief in sich einsickern lassen und aufnehmen, so dass es ein Wort des Lebens wird und unser Bewusstsein und unser Einstellung prägt.

„Wer mich liebt, hält fest an mein Wort, mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“

 

In einem Weihnachtslied singen wir:

„Treuer Immanuel, werd` auch in mir nun geboren. Komm doch mein Heiland, denn ohne dich bin ich verloren. Wohne in mir, mache mich eins nun mit dir, der mich zum Leben erkoren.“

 

„Wohne in mir!“ So singen wir, so bitten wir.

„Wohne in mir“, bleibe in mir. Das ist aber auch das sehnlichste Verlangen Gottes.

Mit seinem Licht, mit seiner Gnade, mit seinem Geist will er bei uns sein, in uns wohnen, uns beleben, beseelen und stärken.

 

Bei allen Mystikern finden wir die Aussage:

Gott wohnt in uns.

 

Meister Eckehard sagt:

„Ich bin des so gewiss, wie ich lebe,

dass nichts mir so nahe ist wie Gott.“

 

Und Edith Stein spricht in einem Gebet:

„Wer bist du Licht, das mich erfüllt und meines Herzens Dunkelheit erleuchtet… Du näher mir als ich mir selbst und innerer als mein Innerstes: göttliches Licht, heiliger Geist, ewige Liebe.“

 

Bei Johannes Tauler findet sich das Wort:

„Wer sehen könnte, wie im Seelengrund Gott wohnt,

den würde dieses Gesicht selig machen.“

 

Die Frage ist, liebe Schwestern und Brüder:

Was können wir tun, dass wir des Wohnens Gottes in uns, der Herrlichkeit Gottes in uns, immer mehr innewerden? Was können wir tun, dass diese Kostbarkeit uns beseligt und dass wir darin aufleben?

 

Erstes: Wir können uns dessen betend immer wieder erinnern!

Uns betend, meditierend der Nähe und Gegenwart Gottes in uns, seines Wohnens in uns inne-werden.

Innewerden, welches Licht in uns ist - unter aller Verhüllung und Überlagerung! Glauben, dass Gott in mir ist, in seiner Gegenwart verweilen. Sich immer wieder bewusst einüben in die Gegenwart Gottes. Sich innewerden: „Du in mir und ich in dir!“ Das ist  das erste.

 

Zweites: Dass wir zu lieben versuchen!

Wie kann einer, der von dem Glauben erfasst ist:

Gott wohnt in mir, die Liebe Gottes wohnt in mir, Gott hat mich erwählt zum Wohnort seiner Liebe und seines Erbarmens - Wie kann der nicht gedrängt sein, wieder zu lieben, weiter zu lieben, Gottes Liebe weiter zu schenken!

 

Drittens: Tempel Gottes bin nicht nur ich. Auch der neben mir, der Bruder, die Schwester, ist Tempel Gottes.

Auch in ihm und ihr wohnt Gottes Geist. Auch er oder sie ist Wohnort der Liebe Gottes. Auch der, der mich nervt. Auch die, die ich nicht so gut leiden kann.

 

Der heilige Apostel Paulus sagt:

„Übertrefft einander in gegenseitiger Achtung!“

 

So sind wir eingeladen, einander mit Respekt zu begegnen. Konkret kann das z. B. bedeuten:

Geduld zu üben, auch da, wo es schwer fällt, einander ertragen, und zu verzeihen, vielleicht sogar dort, wo ich nicht schuld bin.

 

Vergessen wir nicht:

Es ist Liebe zu Gott, wenn wir die Schwester, den Bruder lieben.

Und: „Wo die Güte und die Liebe, da ist Gott.“

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