Exerzitien mit P. Pius

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Gehalten in den Stürmen des Lebens

Samstag der 3. Woche im Jahreskreis - Lesejahr C;

Predigt in der Wallfahrtsmesse; Mk 4, 35 - 41

 

EVANGELIUM

Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

35An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.

36Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn.

37Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann.

38Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?

39Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein.

40Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?

41Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?

 

 

 

Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer!

Unser Leben gleicht einer Überfahrt von einem Ufer zum anderen.

Die Jenseite kennen wir nicht. Auch das Dazwischen ist weithin Ungewissheit und Wagnis.

Bei dieser Überfahrt sind Wachsamkeit, Weitblick, Mut und Ausdauer gefordert. Immer ist diese Überfahrt ein Gehen in Neues hinein. Immer wieder heißt es, Bekanntes zurücklassen, Vertrautes loslassen. – Viel kann passieren auf der Fahrt. Oft läuft alles glatt. Es geht gut. Doch dann kommt Unverhofftes dazwischen, Gefahren lauern, Nebel ziehen auf, Unwetter droht, Unheil bricht herein.

Unser Leben gleicht einer Überfahrt von einem Ufer zum anderen.

 

Auch von den Jüngern wird heute im Evangelium gesagt, dass sie ins Boot steigen und abfahren, Bekanntes zurücklassen, um hinüberzufahren ans andere Ufer. Die Jünger tun, was Jesus sagt. Sie lassen sich ein. Sie folgen seiner Weisung. Er mit ihnen, sie mit ihm – ein Bild des Glaubens und Vertrauens. Aber sie geraten in Krise. Und was für eine! Es geht um Leben und Tod.

 

Jesus ist da. Er ist mit ihnen. Aber das bewahrt sie nicht vor Unglück, Angst und Not. Der gegenwärtige Herr garantiert kein sorgloses und unbeschwertes Leben.

 

Der Weg mit Jesus führt in Zerreißproben, in Situationen, wo es einem den Boden unter den Füssen wegzieht, wo es manchmal – wie aus heiterem Himmel – stürmt und tobt und die Wellen und Wogen über einem hereinbrechen. Chaos um uns und in uns, Turbulenzen, Panik, Verzweiflung, drohender Untergang.

 

Wir rudern mit aller Kraft. Wir legen uns ins Zeug. Doch alles Kämpfen ist nutzlos. Alle eigenen Rettungsversuche sind umsonst.

 

„Meister, wir gehen zugrunde!“ rufen dir Jünger. In der der Bedrohung erinnern sie sich an ihn, den Herrn. Sie schreien nach ihm, der allein noch helfen kann, ER – die Ruhe im Sturm, gelassen mitten im Untergang.

 

Der schlafende Gott, der stille und schweigsame Gott, ist er auch ein wirksamer, ein helfender Gott?

Schläft Gott auch heute? Die Not der Welt, die Angst der Menschen, die Zustände in der skandal- und krisengeschüttelten Kirche – kümmern sie ihn?

Auch in der Kirche steigen die Wasser. In rasantem Tempo verliert sie Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Kirchenbindung und christliche Gläubigkeit nehmen rapide ab. Ist das Kirchenschiff gar am Sinken? Läuft es langsam, aber sicher auf Grund? Einige rufen und schreien zu Gott, andere protestieren, nicht wenige verlassen das Boot.

 

„Wo bist du Gott? Ist dir das alles egal? Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ – Und doch ist Jesus im gleichen Boot. Er ist bei uns. Er ist Mensch geworden, um unser Schicksal zu teilen. Er ist der Immanuel, der Gott mit uns.

 

Die Jünger wenden sich an ihn, wecken ihn. Und erfahren auf der Stelle, dass er aufsteht, sich erhebt, und sich als Herr erweist, Herr über die drohenden Gewalten und chaotischen Mächte. Sie erfahren augenblicklich die Wirkung seines Wortes. Ein gebieterisches, ein machtvolles Wort. Die Wogen legen sich. Ruhe tritt ein, absolute Ruhe und eine große Stille.

 

In diese Stille hinein fragt Jesus die Jünger:

„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“

Kein Vorwurf, aber die Frage nach dem Glauben. Das ist die Frage auch an uns in Bedrängnis, Not und Ängsten. Wo ist mein Glaube in den Turbulenzen meines Lebens, wenn es drunter und drüber geht, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht und man kein Land mehr sieht? Wo ist unser Glaube, bei all den schlimmen Wogen und Stürmen, die auf die Kirche einbrechen und uns schockieren, erschüttern, die die einen sprachlos machen, andere wütend und wieder andere traurig stimmen?

 

Die Jünger haben keine Antwort auf die Frage nach dem Glauben. Stattdessen stellt sich auch ihnen eine Frage: „Was ist das für ein Mensch?“ Erstaunen und Verwunderung, Erschrecken und Ehrfurcht. Die Jünger spüren die Nähe Gottes in Jesus, seine Macht und Größe.

 

Und wir? Vertrauen wir in den Stürmen unseres Lebens, in den Wogen der Zeit, wenn die Wellen hochschlagen, wenn das Schifflein Petri hin und her geworfen wird? Vertrauen wir darauf, dass Jesus Christus Herr ist, Herr über alles, was uns bedrängt? Dass er, auch wenn er zu schlafen scheint, doch gegenwärtig ist in unserem Leben und in seiner Kirche? Oder haben wir – wie einst die Jünger – noch wenig Glauben, wir Kleingläubigen?

Wie wichtig und notwendig ist das Gebet zu Jesus, dass er in uns den Glauben vermehre, dass er unseren Glauben stärke!

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn der bei uns ist und mit uns, dem sogar die Stürme und die wilden und tosenden Wasser gehorchen, vor wem sollten wir uns dann fürchten?

 

Jesus lädt uns ein, Vertrauen zu wagen. Denn abgründiger als der schlimmste Abgrund ist das abgrundtiefe Erbarmen Gottes und seine Treue. Dann braucht uns selbst der Tod nicht zu schrecken, denn der Herr hat ihm die Macht genommen. Er ging in seinem Untergang nicht unter. Gott hat ihn auferweckt. Er lebt und ist immer bei uns.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Entscheidende ist: „Ich bin bei euch alle Tage.“ Das gilt auch heute. – Der Herr ist bei uns. So wirksam wie die Stürme, denen wir ausgesetzt sind und die in und um die Kirche toben, so wirksam ist der Herr bei uns. – Provokation pur? Ja, eine Provokation zu unerschütterlichem Vertrauen! Der Herr ist unsere Hoffnung, unser Licht und unser Heil. Auf IHN wollen wir vertrauen und niemals verzagen!

 

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