Exerzitien mit P. Pius

Sie sind hier: Startseite Predigten Werktage im Kirchenjahr Unnütze Sklaven?

Startseite
Jahresprogramm
Vorschau
Predigten
   Advent
   Weihnachten
   Fastenzeit
   Karwoche
   Ostern
   Pfingsten
   Sonntage im Jahreskreis A
   Sonntage im Jahreskreis B
   Sonntage im Jahreskreis C
   Werktage im Kirchenjahr
   Besondere Anlässe
   Festtage von Heiligen
   Herrenfeste
   Marienpredigten
   Papst und Kirche
Vorträge
Bildmeditationen
Geistliche Impulse
Persönliches
Fotogalerie
Kontakt
Links
 
 
 
 
 

Unnütze Sklaven?

Dienstag der 32. Woche im Jahreskreis; Lk 17, 7 - 10

 

EVANGELIUM

Wir sind unnütze Sklaven: wir haben nur unsere Schuldigkeit getan

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

In jener Zeit sprach Jesus:

7Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen?

8Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken.

9Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde?

10So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

 

 

„Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan“

 

Mir ist dieses Wort Jesu bekannt. Und doch befremdet es mich jedes Mal wieder und es jedes Mal wieder klingt es hart und ziemlich drastisch. Gott: der Herr! Wir: unnütze Sklaven?

Ich kenne andere Worte und Bilder, die meine Beziehung zu Gott ausdrücken, die mir lieber sind und die mir mehr zusagen als das vom unnützen Sklaven, z.B. das Bild von der „Kindschaft Gottes“.

Gott als bedingungslos guter Vater, Gott wie eine liebende Mutter. Kinder Gottes sind wir, Söhne und Töchter Gottes und Brüder und Schwestern in Christus. – In diesen Worten und Bildern finde ich mich wieder. Aber unnützer Sklave? Was soll das? Muss ich mir das anziehen, auch wenn es mir nicht passt? Muss ich das auf mich beziehen, nur weil es ein Wort des Evangeliums ist?

 

Nun im Gegensatz zu heute gab es z. Zt. Jesu die Sklavenhaltung ganz real. Und das Verhältnis zwischen Herr und Sklave war eindeutig geregelt. Ein Sklave konnte und durfte sich nichts herausnehmen. Er hatte keine Ansprüche zu stellen. Er konnte auf keine Rechte pochen. Ein Sklave konnte, wenn er auch noch so gut, fleißig, folgsam und dienstbereit war, nichts fordern, nichts beanspruchen, nichts einklagen. Wenn ihm sein Herr etwas zugestand, dann geschah es aus Gnade. Es war Gunst, Huld des Herrn, nicht eigenes Verdienst. Der Herr aber konnte den Sklaven voll beanspruchen. Pflichterfüllung war selbstverständlich. Dafür brauchte der Herr sich beim Sklaven nicht zu bedanken.

 

Was soll aber nun das so befremdliche und für uns heute gar nicht mehr so verständliche Wort vom unnützen Sklaven Gott gegenüber? Warum hat es Lukas in sein Evangelium aufgenommen?

 

Gab es vielleicht in der christlichen Gemeinde damals Leute, die sich wie die Herren aufspielten, die sich etwas einbildeten auf Rang und Namen, auf Stand und Amt und denen er klar machen will: alle, ohne Unterschied sind Knechte Gottes, alle stehen in seinem Dienst?

 

Gab es vielleicht in der Gemeinde Leute, die Ansprüche stellten, Leute, die Leistungen und Verdienste geltend machten und auf vermeintliche Rechte, Privilegien pochten oder Belohnung erwarteten?

 

Gab es vielleicht eine Art von pharisäischer Frömmigkeit, religiöse und moralische Eiferer, die, wie der Pharisäer im Tempel, ihre guten Werke ins Schaufenster stellten, sich Gott gegenüber präsentierten mit ihrem Beten und Fasten, mit ihrem Einsatz und Engagement und dann aus dem bei Gott aufgehäuften „Kapital“ Ansprüche ableiteten auf Anerkennung und Profit spekulierten.

 

Gott als Geschäfts-, als Tarifpartner? Nach dem Motto: Wie ich dir, so du mit! Ich gebe dir ... Was kriege ich dafür? Oder: Ich gebe dir, damit du mir gibst! Dann ist alles Gute, das von Gott kommt und alle Gaben, die er gibt, nicht mehr Geschenk, sondern Verdienst. – Nein, alles verdanken wir Gott. Alles ist ein Geschenk seiner Gnade, ungeschuldet, unverdient.

 

Unseren Dienst in Treue verrichten, das, was uns aufgegeben ist, tun, das ist auch Gott gegenüber unsere Pflicht und Schuldigkeit. Und noch mehr: Unsere dankbare und liebende Antwort ihm gegenüber. Nicht wie ich dir, Gott, so du mir, nicht berechnend, kalkulierend. Sondern umgekehrt: Wie du, Gott, mir, so ich dir. Gern, freiwillig, frohen Herzens! Und wie du, Gott, mir, so ich den anderen – aus purer Dankbarkeit und Gegenliebe.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Noch etwas: Gott will mit diesem Gleichnis nicht sagen, dass es keine Belohnung gibt – dem widersprechen andere Aussagen Jesu –, wohl aber, dass wir keine Ansprüche stellen und auf Rechte pochen können, sondern auf Gottes Gnade angewiesen sind.

 

 

   Druckansicht

 

Seitenanfang