Exerzitien mit P. Pius

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Kirchweihfest (Lk 6, 12 - 19)

 

EVANGELIUM

Er wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

12In jenen Tagen ging Jesus auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott.

13Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel.

14Es waren Simon, dem er den Namen Petrus gab, und sein Bruder Andreas, dazu Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus,

15Matthäus und Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot,

16Judas, der Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde.

17Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon

18strömten herbei. Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt.

19Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.

 

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Am Fest des heiligen Franziskus haben wir gehört, wie Franziskus als junger Mann außerhalb der Stadt Assisi in dem halbzerfallenen Kirchlein San Damiano um Klarheit für seinen Weg, um Auftrag und Sendung betet. Er weiß: Gott hat etwas mit ihm vor, aber was? – Da hört er vom Kreuz herab die Stimme: „Franz, siehst du nicht wie mein Haus zerfällt, geh stell es wieder her!“

Franziskus nimmt das ganz wörtlich. Er sammelt Steine und fängt an, das Kirchlein wieder aufzubauen. Dass er das wörtlich nimmt, ist verständlich. Er tut das naheliegende. Und das macht zunächst auch einmal Sinn.

 

Denn Menschen brauchen Orte, an denen sie sich versammeln können. Menschen brauchen Orte, an denen sie der Nähe Gottes sicher sein können, wo man sagen kann: Hier wohnt Gott. Hier ist das Allerheiligste. Hier feiern wir Gottesdienst, hier versammeln wir uns zu Andacht und Gebet. Hier kann jeder und jede auch ganz persönlich still werden, sich sammeln, beten, sich Gott anvertrauen, verweilen in seiner Gegenwart.

 

Deshalb braucht es Kirchen, deshalb wurden sie gebaut, Kirchen aus Steinen, so wie diese Kirche, unsere Hauskirche, die in der Mitte des Kreszentiastiftes steht, wo wir uns heute am Sonntagmorgen zur heiligen Messe versammelt haben.

Fest steht auch: Gott selbst braucht keine Kirche. Wir können ihn überall finden. Wir können ihm jederzeit begegnen. Aber wir brauchen die Kirche aus Steinen.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Erst später geht Franziskus auf, dass der Gekreuzigte in San Damiano nicht nur das Kirchlein aus Steinen meinte, das er wieder aufbauen sollte, sondern, dass er und seine Brüdergemeinschaft gerufen sind, die Kirche von innen her wieder aufzubauen und sie zu erneuern, eine Kirche aus lebendigen Steinen.

 

Kirche aus lebendigen Steinen, das finden wir auch im heutigen Evangelium. Da sehen wir, wie Jesus seine Kirche baut, auch nicht aus Steinen, sondern aus Menschen, aus den Zwölf, aus den Menschen, deren Namen wir gerade gehört haben.

 

Interessant für mich ist, wen da Jesus auswählt. Ausgerechnet DIE! Denn wir wissen ja, dass da nicht alle eine „weiße Weste“ haben. Das sind nicht alles „Heilige“ wie wir sie uns vorstellen – zumindest damals noch nicht.

 

Petrus zum Beispiel ist einer, der immer schnell eine Antwort hat, einer der viel verspricht – und doch so wenig hält – und wenn es ernst wird, wenn es darum geht, die eigene Haut zu retten, dann verleugnet er den Herrn sogar.

 

Oder Matthäus, das ist ein korrupter Zöllner und Betrüger, den Jesus in seine Gemeinschaft ruft.

Und so könnten wir sie alle durchgehen – und bei jedem könnten wir etwas finden, das nicht in Ordnung ist.

 

Hätte es da nicht Bessere gegeben, wenn man so etwas Heiliges wie die Kirche bauen will? Bestimmt hätte es Bessere gegeben.

 

Doch die Kirche – und das soll wohl deutlich werden – die Kirche ist nicht das Werk der Menschen, sondern das ist vor allem das Werk Jesu Christi. Hier zählt nicht, was Menschen sind und was sie können, wie gut und ordentlich sie sind, sondern da zählt, was Gott mit ihnen anfangen kann, wenn sie bereit sind, sich auf ihn einzulassen, wenn sie JA sagen zu ihm – und wenn er dann aus den Steinen, die uns vielleicht gar nicht gut genug gewesen wären, Ecksteine macht, Grundsteine und tragende Säulen.

 

Gott ist es, der auswählt, Gott ist es, der beruft – und er macht die zum Fundament, die er als die Richtigen ansieht. Da entscheidet nicht Menschen-Maß, sondern Gottes-Maß.

 

Deshalb, liebe Schwestern und Brüder, keine Angst vor Fehlern und Schwächen – nicht vor den eigenen und auch nicht vor denen der anderen: Keine Angst! Denn was uns fehlt, das kann Gott ersetzen. Und wo wir uns selbst nicht gut und genug erscheinen, da kann Gott ergänzen und gut machen, ja sogar heilig, wenn es an der Zeit ist.

 

Da ist noch ein Zweites, was mich an diesem Evangelium fasziniert: Jesus zeigt dieser Kirche, die er gerade gebaut hat, wozu sie gut ist, wozu sie dienen soll: Jesus steigt mit den Zwölf den Berg hinab, so hieß es da gerade. Und er geht mit ihnen in die Ebene hinab. Die Ebene, das ist nicht nur eine geographische Beschreibung, sondern das will vor allem heißen. Er geht mit ihnen zu denen, die unten sind: zu den Kranken und Geplagten, zu denen, die Hilfe brauchen.

 

Und damit will er deutlich machen: Seine Kirche, die soll sich nicht in Höhen versteigen. Seine Kirche, die soll sich nicht irgendwo „oben“ einrichten, um dort ungestört und allein mit ihrem Gott zu sein, sondern sie soll hinuntergehen, sie soll zu den Menschen gehen, um ihnen zu dienen, denen, die ganz unten sind: Den Geplagten und Abgeschriebenen, und den Kranken und Alleingelassenen, den Sündern und Hilflosen.

 

Eine Kirche, die nicht wartet, bis man zu ihr kommt, sondern die zu denen geht, die nicht mehr können und nicht mehr kommen wollen – um auch denen das Heil zu bringen. Eine Kirche, die für andere da ist, die dient, eine Kirche, von der eine Kraft ausgeht, eine Kirche, die rettet und heilt und befreit.

 

Welch wunderschöner Gedanke: Eine Kirche, die dient, von der eine Kraft ausgeht, die rettet, heilt und befreit! 

Wohl uns, wenn wir Kirche so erfahren. Wohl uns, wenn uns das zuteil wird.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

diese Kirche, das sind wir aber alle, die wir auf den Namen unseren Herrn Jesus getauft sind. Und da wird dann die Gabe auch zur Aufgabe. Wir können, dürfen und sollen weitergeben, was wir selbst empfangen. So kann auch von jedem von uns auf seine und ihre Weise Heil und Segen, Licht und Leben ausgehen, egal wie alt wir sind. Wir können aufrichten und trösten. Wir können Hoffnung geben und Zuversicht schenken. Auch das ist eine Erfahrung von christlicher Gemeinschaft, von Kirche.

 

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