Exerzitien mit P. Pius

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Ihre Gaben - unsere Gaben

(Meditation zu einem Bild von Beate Heinen) 

Auf den ersten Blick ein vertrautes Weihnachtsbild:

Das Jesuskind in der Mitte. Darum herum die drei Könige in königlich, roten Gewändern und mit Kronen auf ihrem Kopf.

Das Kind breitet die Arme aus als wolle es einen umarmen.

 

Doch dann fallen einige Besonderheiten auf.

Nicht nur dass Maria und Josef und Ochs und Esel fehlen.

Auch eine Krippe gibt es nicht.

Immerhin ein Stern funkelt am oberen Bildrand.

 

Bei genauem Hinschauen erkennt man, dass die drei Könige ganz seltsame Gaben bringen.

Nicht Gold, Weihrauch und Myrrhe, sondern:

 

Der König unten links – wohl auch der jüngste:

Er reicht dem Kind ein Blatt Papier.

Das Blatt erweist sich als ein Zeugnis,

Zeugnis seines Lebens.

 

Darunter steht: „ungenügend“.

Ein hartes Urteil! Von wem gesprochen?

Von anderen? Von ihm selbst?

 

„Ungenügend“.

Das Soll nicht erfüllt.

Die Leistung nicht erbracht.

Das Ziel nicht erreicht.

Versagen auf der ganzen Linie.

Das macht stumm. Da verschlägt es einem die Sprache.

Das Gesicht dieses Königs schaut leer aus.

 

Der zweite König, mittleren Alters, auf der rechten Seite,

hält dem Kind einen zerbrochenen Becher hin.

Das Gefäß, mit dem er seinen tiefen Durst löschen könnte,

mit dem er, wenn es heil und ganz wäre,

auch andere laben könnte,

ist zerbrochen.

 

Zerbrochene Lebensträume,

zerbrochene Hoffnungen,

zerbrochene Beziehungen.

So viel Bruchstückhaftes!

Wie viel Kaputtes, Scherben, Verletzungen…!

Das alles bringt er und gibt er dem Kind.

 

Der dritte König oben – der älteste der drei –

legt vor dem Kind seine Maske ab.

Hinter der zufriedenen, lächelnden Maske erscheint ein graues, trauriges, leidendes Gesicht.

 

Dass er es wagt seine Maske, seine Lebenslüge abzunehmen.

Und das als König!

 

Aber vor dem Kind braucht er keine Maske.

Er muss sich nicht verstellen und verstecken.

Vor dem Kind kann er sich zeigen und darf er sein, wie er ist:

geachtet, angenommen und geliebt – trotz allem.

 

Ungewöhnliche Geschenke.

Kostbares, Wertvolles zu geben, wäre wohl einfach.

Doch die Könige bringen das dar

und geben es hin und geben es IHM,

was in ihrem Leben nicht gut war, nicht genügend, nicht gelungen,

was nicht geklappt hat und was schief gelaufen ist.

 

Schwäche zeigen, Fehler zugeben, Versagen eingestehen,

fällt gewöhnlich nicht leicht.

Das kennen wir aus dem eigenen Leben.

Am ehesten gelingt es uns wohl vor einem Kind.

 

Das Kind auf dem Bild – klein, nackt, verletzlich,

breitet seine kleinen Arme aus – wie gekreuzigt.

„Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.“

 

„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!“

Mühselig und beladen, übermüdet und überbürdet sind die drei Könige,

in denen wir uns selber sehen und wiederfinden können.

 

Nicht immer sind wir gut drauf.

Nicht immer ist alles im grünen Bereich.

Keine heile Welt.

Längst nicht immer zufrieden, geschweige denn glücklich.

Oft bedrückt, niedergeschlagen, saftlos, kraftlos, lustlos,

ganz unten, am Boden zerstört, müde, schwach, ausgebrannt, leer, am Ende.

 

Gott kommt als Kind.

Darin liegt das Geheimnis von Weihnachten.

Gott kommt als Kind,

wehrlos, ohnmächtig,

mit ausgebreiteten Armen.

Gott kommt als Kind

und nimmt uns an

in unserer Schwachheit und Unvollkommenheit.

Gott kommt als Kind

und sagt ja zu uns, ein großes Ja, ohne Wenn und Aber.

 

Ist das nicht großartig? Ist das nicht wunderbar?

Gott liebt unsere Armut, nicht unseren Glanz,

unsere Sehnsucht, nicht unsere Erfolge.

 

Wie haben einen Erlöser: Jesus.

Wir brauchen uns nicht wie Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen.

Wir müssen uns nicht selbst erlösen.

Aus Gnade sind wir gerettet.

 

Zu IHM dürfen wir kommen, so wie wir sind,

mit unseren Fehlern und Schwächen,

mit unseren Brüchen und Versagen,

mit unseren Grenzen und mit unserer Schuld.

 

Alles Ungenügende, alles Zerbrochene,

alle Fassade und allen Schein

brauchen wir nicht zu verstecken und zu verschweigen.

Wir dürfen alles, ohne Scheu und Scham,

IHM übergeben, IHM anvertrauen, in SEINE Hände legen.

Seine Hände sind gute Hände und heilende Hände.

 

Dazu ist er gekommen,

um all dies, um uns an- und aufzunehmen –

und in seinem Leben Leiden und Sterben zu erlösen.

 

Du,

Gott mit offenen Armen!

Nimm alles von mir, was mich von dir trennt.

Gib alles mir, was mich zu dir hinführt.

Nimm mich an und wandle mich.

Sei du mein ganzer Reichtum.

Und hilf mir,

selbst mit offenen Armen zu leben.

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