Ein
mittlerweile 75-jähriger Mann muss als Kind mit ansehen, wie
seine jüdische Mutter von einem SS-Mann abgeschleppt wird,
während ein anderer mit den Stiefeln das Gesicht seines
Vaters malträtiert. Nach diesem Vorfall spricht und hört der
Junge nicht mehr. Ärzte können nichts ausrichten.
Jahre später
verliebt sich eine junge Frau in den abgekapselten jungen
Mann. Ganz allmählich fasst er Vertrauen zu ihr, und das
Wunder geschieht: Er findet die Sprache und das Gehör
wieder. Die Zuneigung der Frau hat ihn aus der Toderstarre
gelockt und für das Leben geöffnet. „Effata! Öffne dich!“
„Es gibt viele
Arten zu töten“ (Bertolt Brecht). Jemanden das Brot
entziehen, ist eine Art zu töten. Jemanden in die Isolation,
in die Verzweiflung, ins Verstummen treiben, ist eine Art zu
töten. Es gibt viele Arten zu töten und es gibt viele Arten,
Leben zu schenken. Mit jemanden sein Brot, seinen
materiellen und geistigen Besitz teilen, ist eine Art, Leben
zu schenken. Jemanden aus dem Teufelskreis der
Sprachlosigkeit und Einsamkeit zu befreien, ist eine Art,
Leben zu schenken…
„Effata! Öffne
dich!“- damit das Leben sich verschenken und Himmel über uns
aufgehen kann.
unbekannt
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