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Die Eucharistie ist für mich nicht nur
ein Ritual, das wir regelmäßig feiern, sondern ein Ort der Verwandlung.
In ihr begegnet uns Christus in der Gestalt des Brotes und des Weines –
schlicht, alltäglich und doch geheimnisvoll. Wenn wir das Brot
empfangen, empfangen wir nicht nur Nahrung für unseren Leib, sondern
auch für unsere Seele. Christus gibt sich selbst hin, damit wir
verwandelt werden in Menschen, die lieben können, die vergeben können,
die Hoffnung ausstrahlen.
In der Eucharistie wird deutlich: Gott
ist ein Gott der Nähe. Er bleibt nicht fern, sondern kommt in unsere
Hände, in unser Herz. Diese Nähe verändert uns. Sie macht uns fähig,
selbst Nähe zu schenken, nicht aus Pflicht, sondern aus innerer
Berührung. Die Eucharistie ist ein Zeichen der Gemeinschaft – mit Gott
und miteinander. Wenn wir gemeinsam am Tisch des Herrn sitzen, dann sind
wir nicht mehr Einzelne, sondern Glieder eines Leibes. Wir werden
verbunden durch das eine Brot, das wir teilen.
Die Wandlung, die in der Eucharistie
geschieht, ist nicht nur eine Wandlung der Elemente, sondern auch eine
Wandlung unseres Lebens. Wir bringen unsere Brüche, unsere Sehnsucht,
unsere Schuld – und empfangen Frieden, Heilung und neue Kraft. Die
Eucharistie ist ein Ort, an dem wir uns erinnern: an das letzte Mahl
Jesu, an seine Hingabe, an seine Liebe bis zum Tod. Und sie ist zugleich
ein Ort der Gegenwart: Christus ist heute da, mitten unter uns.
Wenn ich Eucharistie feiere, dann spüre
ich: Ich bin nicht allein. Ich bin getragen von einer größeren
Wirklichkeit, von einer Liebe, die mich hält. Und ich werde gesendet –
hinaus in die Welt, um das zu leben, was ich empfangen habe: Hingabe,
Gemeinschaft, Hoffnung.
Anselm Grün
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