Exerzitien mit P. Pius

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Jahresrückblick 2006

 

Zell a. H im Advent 2006

 

Durch die

barmherzige Liebe

unseres Gottes

wird uns besuchen

das aufstrahlende Licht

aus der Höhe,

um allen zu leuchten,

die in Finsternis sitzen

und im Schatten des Todes

und unsere Schritte zu lenken

auf den Weg des Friedens.

Lukas 1, 78 u. 79

 

 

Als weihnachtlicher Text und Gruß sind mir in diesem Jahr oben stehende Verse aus dem „Benediktus“, dem „Lobgesang des Zacharias“ in den Sinn gekommen.

Wir beten bzw. singen ihn täglich in den Laudes, dem kirchlichen Morgenlob.

 

In letzter Zeit höre und bete ich diesen Lobgesang anders. Die „Schatten des Todes“ haben mich berührt. Mir ist noch nie so bewusst geworden wie in den letzten Monaten, wie sehr ich und wir alle mitten im Leben vom Tod umfangen sind.

Gehäuft und heftig gab es Todesnachrichten und Trauerfälle, die mir nahe gegangen sind und mich betroffen gemacht haben. Es ging fast Schlag auf Schlag.

Und ich merke, wie ich noch dabei bin, manches zu verarbeiten.

 

Am 12. Juni verstarb P. Kilian Gremminger, ein Cousin von meiner Mutter, der für uns als Kinder der „Pateronkel“ war. Ihm habe ich zu einem Großteil meine Berufung zu verdanken. Denn ohne ihn wäre ich nicht Kapuziner. Er hat dafür gesorgt, dass ich als elfjähriger Bub in das Fidelis-Kolleg, die Klosterschule der Kapuziner, nach Zell kam. Er hat meinen Werdegang im Orden von der Einkleidung, über ewige Profess bis zur Priesterweihe aufmerksam und wohlwollend begleitet. Er war mein Primizprediger und hat auch bei meinem silbernen Ordensjubiläum in Dieburg die Predigt gehalten. Am Ostermontag 2003 konnten wir dann in unserer beider Heimat, in Hettingen, zusammen unser Priesterjubiläum feiern, er sein Goldenes und ich mein Silbernes. Ich werde ihm ein ehrendes und dankbares Andenken bewahren und bei Aufenthalten in Münster gern sein Grab auf dem Klosterfriedhof besuchen und für ihn beten.

 

Am 21. Juli wurde P. Timotheus Lang von Gott zu sich gerufen. Tim befand sich nach einer Operation zur Erholung hier in Zell. Hier war er vor mehr als 40 Jahren mein Präfekt und Lehrer.

Später in den 80er Jahren waren wir 8 Jahre im Noviziatskloster in Werne zusammen. Ich schätzte ihn sehr. Die Nachricht von seinem Tod – Lungenembolie während eines Telefongespräches (Tim war ein sehr kommunikativer Mensch) – erreichte mich am Ende meines Urlaubes. Sie kam für uns alle sehr plötzlich und unerwartet. Und vor allem starb er – noch keine 70 Jahre alt – eigentlich viel zu früh. Tim war ein wunderbarer Mensch und mit Leib und Seele Seelsorger. Sein Heimgang ist für uns ein großer Verlust. Ich danke Gott, dass ich ihn kennenlernen und ein gutes Stück Weg mit ihm gehen durfte.

 

Am 4. September verstarb P. Polykarp Geiger. Als er am Nachmittag – beim Mittagessen war er noch dabei und guter Dinge – in den Beichtstuhl gerufen wurde, konnte er den Ruf nicht mehr hören. Er lag tot auf seinem Bett. Der Herr selbst hat ihn zu sich gerufen. Er war u. a. Pfarrer in Mainz, Provinzial und Missionar in Indonesien. Ich habe mich mit ihm prima verstanden. Er hatte eine umgängliche, leutselige Art und war der einzige badische Landsmann in unserem Konvent, was uns auch verbunden hat. In Liebe und Dankbarkeit denke ich an ihn.

 

Nur wenige Tage später starb Sr. Mirjam Müller, auch eine Cousine von meiner Mutter, die bei uns einfach „Schwestertante“ hieß. Sie war Dominikanerin in Neusatzeck und fast ihr ganzes Ordensleben als Kindergartenschwester tätig. Auch wenn zu ihr die Kontakte in den letzten Jahren auf Grund ihrer Demenz nachgelassen hatten, so war sie doch eine der „geistlichen Personen“, in deren Nähe ich mich gerne aufhielt – sie konnte wunderbar erzählen – und deren gottgeweihtes Leben mir Vorbild war.

 

Ein weiteres Mal klopfte „Bruder Tod“ an. Im hohen Alter von 96 Jahren und geistlich noch fit verstarb P. Elias Berger auf unserer Pflegestation in Münster, wohin er wenige Monate vorher von Zell aus umgesiedelt war. Am 13. November wurde er auf unserem Zeller Klosterfriedhof beigesetzt.

 

Eine Reihe Todesfälle innerhalb weniger Monate. Und ich spüre: das ging nicht spurlos an mir vorbei. Um so tröstlicher empfinde ich die Zusage im Lobgesang des Zacharias, dass uns das aufstrahlende Licht aus der Höhe, Jesus Christus, besuchen wird. Dieses aufstrahlende Licht ist kein grelles Flutlicht. Es ist wie ein Stern in der Dunkelheit. Es zeigt den Weg. Es gibt Halt und Zuversicht. Es wärmt und erhellt.

So erlebe ich das immer wieder: ein gutes Wort, das mir jemand sagt, eine Begegnung, die tiefer geht als normal, eine Wendung zum Guten, wo ich es nicht erwartet hätte. Hinweise auf Gottes Güte und Führung und sein Mitsein auch im Alltag. Aufstrahlendes Licht in das Dunkel hinein! Es sagt mir: „Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir!“

 

Wie so oft im Leben liegen Freud‘ und Leid nah beieinander. Es gab im zu Ende gehenden Jahr auch viele schöne und froh machende Ereignisse und Begegnungen so z. B. den Ordenstag in St. Gallen Anfang Februar, den ich als Referent mitgestalten durfte. So dann eine Woche im Noviziatskloster zu Salzburg, wo ich die Kapuzinernovizen der deutschsprachigen Provinzen in das Thema „Meditation“ in Theorie (Seminar) und Praxis (Übungen) einführen und unterrichten durfte. Erholsam und erlebnisreich war auch wieder mein Urlaub in Völs a. Schlern in meinem geliebten Südtirol. Gute Erinnerungen habe ich auch an so manchen Exerzitienkurs, wo ich merkte, wie tief es ging und wie sehr sich die Teilnehmer von Gottes Geist und Gottes Wort haben bewegen und ergreifen lassen. Da fühle ich mich immer selber reich beschenkt und kann nur sagen: „Danke, lieber Gott! Da warst du am Werk, nicht ich.“

 

Durch die großen Lücken, die in unserem Konvent entstanden sind, war ich hier vor Ort auch in der Wallfahrts- und Pfarrseelsorge sehr gefordert und vermehrt  eingespannt. Reduktionen von Beichtzeiten in der Wallfahrtskirche und Gottesdiensten in der Seelsorgeeinheit ab 1. Advent waren unausweichlich. Mit P. Viktor haben wir jetzt wieder eine Verstärkung bekommen, die die Situation zusätzlich entspannt.

 

Meine Hauptaufgabe ist weiterhin die Exerzitien-Kurs-Arbeit. Darüber bin ich froh und dankbar. Das liegt mir und da fühle ich mich nach wie vor am richtigen Platz. So warten auch im neuen Jahr, auf das es jetzt mit Riesenschritten zugeht, eine stattliche Anzahl Exerzitienkurse hier und anderswo auf mich. Möge Gott weiterhin Gesundheit, Kraft und seinen Segen schenken.

 

Im Lobgesang des Zacharias, höre ich eine Verheißung und Zusage anklingen, die über Weihnachten steht und uns auch an jedem Tag im Neuen Jahr begleiten kann: das aufstrahlende Licht aus der Höhe – durch die barmherzige Liebe unseres Gottes. Möge dieses Licht uns leuchten, Dir und mir und uns allen im Auf und Ab des Alltags und unsere Schritte lenken auf den Weg des Friedens. Möge dieses Licht hineinleuch­ten in unsere Sehnsucht und Not, in unsere Enttäuschungen und Hoffnungen, in unsere Freude und unser Leid. Gott ist da. Und seine Kraft geht alle Wege mit.

„Ich fürchte kein Unheil. Du bist bei mir.“ (Ps 23)

 

Ganz herzlich danke ich für alle Zeichen liebender Verbundenheit, für alle Zeichen der Wertschätzung und des Vertrauens, die mich im vergangenen Jahr erreicht haben. Trotz mancher Traurigkeiten spüre ich rückblickend viel Freude und große Dankbarkeit in mir. „Die Freude an Gott, halleluja, ist unsere Kraft, halleluja!“

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